Einführung in Tasting Flights

Der erste Tasting Flight auf A Dr(e)am of Sea beschäftigt sich ausschließlich mit der Brennerei Glenfiddich. Diese weltberühmte Speyside Brennerei bietet eine vielfältige Auswahl an Whiskys, die zu Recht bekannt sind. Viele Whiskygenießer sehen Glenfiddich eher als einen Einstieg in den Whisky, kommt er doch eher leicht daher, doch wir wollen euch zeigen, dass es im "Tal des Hirschen" noch mehr zu entdecken gibt! 

 

Bevor wir abheben aber noch ein paar kurze Worte zum eigentlichen Anliegen dieser Rubrik.

Ein Tasting Flight wird häufig in schottischen Pubs und Bars angeboten. Es handelt sich dabei um ein vorgefertigtes Tasting, welches nach den Vorstellungen des Besitzers zusammengestellt wurde. So kann man auch mit wenig Erfahrung im Whiskybereich gut aufeinander abgestimmte Whiskys genießen. Meist umfasst ein Flight ein bestimmtes Thema, wie z.B. Whiskys aus einer Region, rauchige Whiskys, oder eben ein sogenanntes Vertical Tasting, bei dem alle Whiskys aus einer Brennerei stammten.

Auf A Dr(e)am of Sea möchten wir euch zukünftig auch diese Erfahrung bieten. Mit unseren Flights könnt Ihr detailliert in ein spezielles Thema eintauchen und viele Informationen zu einer Brennerei, Region oder Alterskategorie erfahren - je nachdem, was uns so alles einfällt! Dazu findet Ihr auf der Internetseite ausführliche Artikel, welche von zahlreichen Bildern begleitet werden. Zusätzlich bieten wir euch aber auch Videos an, zu denen Ihr parallel verkosten könnt! Wir hoffen, euch so noch mehr Einblicke zu liefern und gleichzeitig eure Fantasie für ein eigenes Tasting anzuregen! 

Glenfiddich Vertical Tasting

Über die Brennerei

Die Brennerei Glenfiddich wurde 1886 im Örtchen Dufftown von William Grant gegründet. Grant war zuvor Distillery Manager bei Mortlach, welche nur einige hundert Meter entfernt liegt. Das Talent von William Grant muss wohl außergewöhnlich gewesen sein, denn sein Destillat, welches zuerst Weihnachten 1887 floss, wurde vom Blender William Williams aufgekauft und in den "Grant's Standfast" geführt. Im Jahre 1963 entschloss sich die Familie Grant Glenfiddich als Single Malt zu vermarkten. Dieser Entschluss geschah auf Grund von Streitigkeiten mit Zulieferern für den Grain Whisky. Man entschloss sich allerdings nicht nur zum gewagten Schritt der Single Malt Vermarktung, sondern gründete auch noch die Grain Brennerei Girvan.

Gefolgt wurde dieser Schritt von der Öffnung des ersten Visitor Centers in einer schottischen Brennerei 1969. Der Erfolg gibt den Grants auch heute noch recht. Glenfiddich ist ein Single Malt von Weltrang, vielleicht sogar DER Single Malt schlechthin. Diese Entwicklung schlägt sich auch in der Größe nieder: Glenfiddich verfügt über 32 Brennblasen, 32 Washbacks und produziert so 13 Millionen Liter Alkohol im Jahr! Zum Konzern, der mittlerweile in fünfter Generation geführt wird, gehören auch die Brennereien Balvenie, Kininvie, Ailsa Bay und Girvan, sowie die Marken Monkey Shoulder und Hendrick's Gin.

IPA Cask Finish / 15 Jahre Distillery Edition / 18 Jahre

Auswahl, Reihenfolge & Alternativen

Die Auswahl für das Tasting fiel auf zwei Standardabfüllungen und eine gut erhältliche Sonderabfüllung. Den Einstieg macht der "IPA Cask Finish - Experimental Series #1", welcher keine Altersangabe trägt. Wir haben den IPA an den Anfang gesetzt, da er wahrscheinlich ein eher leichter Vertreter aus der Brennerei ist und mit 43% abgefüllt wurde. Die IPA Aromen versprechen eine schöne Fruchtigkeit und eine gute Kombination mit eichig-hopfigen Aromen. Daraufhin folgt die 15 Jahre alte Distillery Edition. Dieser Whisky bietet sowohl eine Altersangabe, wie auch einen höheren Alkoholgehalt von 51%. Den Abschluss bildet der 18 Jahre "Small Batch Reserve" als Standard der Brennerei. Dieser sitzt vor allem auf Grund des Alters an der Endposition, denn er wurde leider nur mit 40% abgefüllt. Da alle drei Whiskys nicht rauchig sind, machen wir uns allerdings keine Sorgen, dass er nicht mit den 51% des Vorgängers mithalten kann. 

 

Alternativ zu unserer Auswahl wären auch diese Whiskys möglich:

  • 12 Jahre statt IPA Cask - Der Standard der Brennerei ist sehr vielen Kennern ein Begriff. Wir haben ihn nicht aufgenommen, da wir uns vom IPA Cask etwas mehr Charakter erhoffen. 
  • 15 Jahre Solera statt 15 Jahre Distillery Edition - Der eigentliche Standard von Glenfiddich ist der 15 Jahre Solera Reserve. Wir haben uns für die Distillery Edition entschieden, da wir wenigstens einen Glenfiddich mit höherer Alkoholstärke im Aufgebot haben wollten.
  • 21 Jahre Gran Reserva Rum Cask Finish statt 18 Jahre Small Batch Reserve - Zum Abschluss des Tastings wäre auch ein älterer Glenfiddich eine gute Idee gewesen. Wir wollten aber einen klassischen Vertreter der Core Range besprechen. Ein Upgrade, welches dennoch bezahlbar ist, wäre der 21 Jahre Gran Reserva. Hier erhält man mit 43,2 % etwas mehr Alkoholstärke und dazu noch ein Rumfass Finish. Allerdings werden auch ca. 50€ mehr fällig.

Steckbriefe

IPA Cask Finish

Kategorie: Scotch Single Malt

Destille: Glenfiddich

Region: Speyside

Preis: ca. 40€

43%

Kältefiltration: ?

mit Farbstoff: ?

Fasstyp: Finish in IPA Casks

Glenfiddich IPA Experiment Umverpackung

15 Jahre Distillery Edition

Kategorie: Scotch Single Malt

Destille: Glenfiddich

Region: Speyside

Preis: ca. 45€

51%

Kältefiltration: Nein

mit Farbstoff: Ja

Fasstyp: Bourbon & Sherry Casks

Glenfiddich 15 Jahre Distillery Edition Umverpackung

18 Jahre Small Batch Reserve

Kategorie: Scotch Single Malt

Destille: Glenfiddich

Region: Speyside

Preis: ca. 60€

40%

Kältefiltration: Ja

mit Farbstoff: Ja

Fasstyp: Bourbon & Sherry Casks

Glenfiddich 18 Jahre Small Batch Reserve Umverpackung


Verkostungsnotizen

Experimental Series #1 IPA Cask Finish

Aroma: Das Aroma des IPA weiß mir zu gefallen. Eine schöne Süße, gepaart mit Malz kommt aus dem Glas. Dazu gesellt sich dann eine hopfige Note, der Whisky erinnert tatsächlich an ein Bier. Ich habe auch die typische Birne und Apfelnote von Glenfiddich. Insgesamt also nicht übermäßig komplex, aber doch ein schöner leichter Whisky, der trotzdem ein wenig Würze bietet.

 

Geschmack: Dieser Eindruck setzt sich im Geschmack fort. Hier ist der IPA zunächst angenehm mild, leicht ölig und cremig. Das Mundgefühl ist also angenehm, die 43% geben ausreichend Volumen. Geschmacklich habe ich zunächst eine Karamellsüße und ein wenig Apfel. Ein schönes Wechselspiel aus Süße und Säure. Zum Abgang hin wird es ein klein wenig herber: Hier kommen Biernoten zum Vorschein.

 

Abgang: Das Finish im IPA Fass zeigt sich für mich am deutlichsten im Abgang. Die herbe, hopfige Note setzt sich fort, dazu kommt dann auch ein kleiner Eicheneinfluss. Von den süßen Anteilen bleibt nur wenig über, was aber eine nette Entwicklung darstellt. Mir ist der Bierfass-Charakter jetzt ein wenig zu dominant. Aber das ist sehr persönlich, vielen wird das bestimmt gefallen!

 

Abschließende Gedanken: Der Glenfiddich IPA Cask gibt einem, was man erwartet. Es ist sowohl ein leichter Speysider, der alle Qualitäten Glenfiddichs zeigt. Darüber hinaus bekommt er aber auch einen guten Schluck Biercharakter vom Fass ab. So ist er ein schöner Einstieg in einen Abend mit der Speyside Brennerei.

15 Jahre Distillery Edition

Aroma: Nach dem leichten Einstieg wird es jetzt Zeit für etwas mehr Kraft und eine Altersangabe. Die Destillery Edition hat starke 51% und ist 15 Jahre alt. Was macht das mit dem Aroma? Der Alkoholgehalt ist in der Nase nur leicht spürbar, aber er kühlt schon ein wenig. Leichte Minze legt sich auf die Nase. Nachdem ich mich daran vorbeigekämpft habe, dringt wieder diese Fruchtigkeit von Glenfiddich durch. Grüne und rote Äpfel, eine tolle Vanillesüße, Malz und ein wenig Getreide. Schön!

 

Geschmack: Der Geschmack baut das Thema dieses ganzen Verticals weiter aus: Apfel, Birne, Vanilleschote. Doch ein wenig mehr ist schon da. Ich habe einen leichten Kick von schwarzem Pfeffer, und einen kleinen Touch Kräuter und Würze. 

 

Abgang: Der Abgang ist mittellang, würzig und schön wärmend. Obwohl der Charakter des Whiskys insgesamt auch eher leicht ist, passt er auch gut in den Herbst. Eine schöne Würze und Kraft wohnt der Distillery Edition inne. Auch Glenfiddich zählt zu den Brennereien, die von einer höheren Alkoholstärke profitieren.

 

Abschließende Gedanken: Die Distillery Edition bietet eine spannende Variation des Grundthemas bei Glenfiddich. Preislich finde ich sie äußerst attraktiv, denn sie bietet sowohl Altersangabe, wie auch einen höheren Alkoholgehalt.

18 Jahre "Small Batch Reserve"

Aroma: Zum Abschluss des Verticals steigern wir uns noch einmal im Alter. Der 18 Jahre "Small Batch Reserve" bildet den oberen Punkt der Standardrange der Brennerei. Es gibt zwar auch ältere Glenfiddichs, doch dort beginnt der Preis deutlich anzuziehen. Der 18er hingegen ist noch immer gut bepreist. Im Aroma kommen direkt säuerliche Noten von grünen Äpfeln in meine Nase. Hier hält auch nach 18 Jahren der Brennereicharakter gegen die Fässer durch. Insgesamt ist die Nase die rundeste der drei Whiskys. Ein Hauch Vanille, ein Hauch rote Beeren, ein Hauch Malz, und auch ein Hauch Karamell. Alles wohl dosiert, nicht überlagernd, sondern perfekt abgestimmt. Kritisch könnte man auch sagen: "Etwas langweilig".

 

Geschmack: Der Geschmack zeigt, was die Nase andeutet: Absolute Ausgewogenheit. Trotz der nur 40% hat der Whisky ein angenehmes Mundgefühl. Leicht ölig, ausfüllend, angenehm. Zunächst habe ich ein wenig nasse Eiche, rote Beeren, die aber nicht zu sauer sind. Dann kommt eine eingelegte Birne und ein Stück Apfel vorbei. Die Eichennoten sind stärker ausgeprägt als bei den vorherigen Whiskys, bei 18 Jahren auch kein Wunder! Etwas trockener werdend zum Abgang hin.

 

Abgang: Der Abgang ist leider etwas enttäuschend, denn er ist einigermaßen kurz. Hier wird dem Glenfiddich 18 sein niedriger Alkoholgehalt anscheinend zum Verhängnis. Eine leichte Ingwerschärfe, welche sich mit bitteren Eichennoten verbindet bleibt zurück.

 

Abschließende Gedanken: Der 18 Jahre "Small Batch Reserve" ist sicherlich ein "Mainstream" Whisky. Glenfiddich will hier Käufern etwas bieten, die vor allem einen 18 Jahre alten schottischen Single Malt in der Bar haben wollen. Der Whisky traut sich daher leider nicht auch Ecken und Kanten zu haben. Vielmehr ist er wie ein guter Blend: Schön glatt, harmonisch und perfekt aufeinander abgestimmt. Das ist nichts schlechtes, aber mir fehlt halt ein wenig der Charakter!

Das Vertical als Video

Fazit

Machen wir nun also einen Strich drunter! Zum einen habe ich gemerkt, dass Vertical Tastings einfach spannend sind! Alle Whiskys haben Gemeinsamkeiten, bilden aber eigenständig davon Variationen des Themas aus. Der IPA hat seine Hopfenaromen, die Distillery Edition einen schönen Punch durch den Alkoholgehalt. Am klassischsten ist wohl der 18er, der einfach zeigt, was Glenfiddich zur Weltmarke macht. 

Zum anderen habe ich gesehen, dass auch die vermeintlich langweilige Brennerei Glenfiddich einen tollen Whisky produziert. Der IPA trifft zwar nicht ganz meinen Geschmack, aber objektiv ist es ein spannender und guter Whisky. Die Distillery Edition ist ein wahrer Tipp in Bezug auf Preis und Leistung, und der 18er ist halt einer der großen, altgedienten Single Malts. Solltet Ihr die Möglichkeit haben, dann gebt auch Glenfiddich eine Chance. Wenn Ihr auf klassische Speyside Malts steht, dann werdet Ihr hier nicht enttäuscht werden!