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Whiskybesprechung #209: Waterford - The Cuvée

Waterford. Diese Brennerei sorgt bei mir noch immer für ein fragendes Stirnrunzeln. Einerseits finde ich das Konzept genial und die Menschen dahinter sehr sympathisch, aber andererseits konnte der Whisky mich bisher nicht wirklich überzeugen. Über das Flaschendesign und meine Meinung dazu sprechen wird gar nicht erst.

Nun kommt der Cuvée auf den Markt und Hoffnung und Sorge halten sich erneut die Waage: Wohin führt dieser Weg nur? Ich lade Euch heute also ein mir auf meinem Gedankengang und auf dem Erstkontakt mit diesem Whisky zu folgen.  

Konzept ohne Konzept?

Eine Sache nehme ich gleich vorweg: Die Transparenz, die Waterford an den Tag legt, ist auch beim Cuvée unglaublich. Wenn Ihr diesem Link folgt bekommt Ihr einen Einblick in die Produktion, Zusammensetzung und alles, wirklich alles um den Cuvée. Und diesen Tiefgang kann keine andere Brennerei auch nur im Ansatz schlagen. Waterford ist hier einzigartig. Ganz einfach.

Nun blicke ich aber weiter. Was war bisher das Konzept der irischen Brennerei? Mark Reynier lebt mit Waterford gleichzeitig seine Liebe zu Whisky und zu Wein aus. Seine Idee das Terroir der Gerste im Geschmack des Whiskys sichtbar zu machen bringt das zum Ausdruck. Ich hatte gleich in zwei Tastings die Freude Mark persönlich "kennenzulernen" (soweit das über Zoom möglich ist) und bin mir sicher, dass er für diese Idee Feuer und Flamme ist. Er lebt seinen Whisky, so viel ist sicher. Im Produkt selbst stellen sich mir aber Fragen: Wie soll man diesen Single Farm Origin schmecken, wenn die Fasszusammensetzung einer Abfüllung zwar ähnlich, aber eben nicht identisch ist? Müsste man nicht eigentlich die New Makes vergleichen und nicht den Whisky nach mindestens drei Jahren Lagerung? Ich bin da etwas skeptisch, denn wirklich sauber ausgeführt ist das Experiment "Terroir" keinesfalls. Egal, wie tiefgehend der Einblick auf der Website aus sein mag!

Stutzig wurde ich nun aber, als Mark während der Tastings den Cuvée teaserte. Hier käme ein Whisky auf den Markt, der, wie die großen Weine Frankreichs, die besten Eigenschaften des Terroirs verbinden werde. Und jetzt ist der Cuvée auch da und ich kann mich davon überzeugen. 

Aber die wirklich große Frage, die ich mir stelle ist doch die: "Was soll das?" Entschuldigung, wenn das etwas platt formuliert ist, aber man muss sich doch fragen, welchen Sinn es hat zuvor von Single Farm Origin zu sprechen, nur um dann doch wieder einen Blend aus den einzelnen Farmen zu kreieren. Denn wenn wir ehrlich sind ist der Cuvée nicht mehr (aber auch nicht weniger). Noch platter gesagt: Das hier ist halt ein Single Malt von Waterford. Ohne den Farm Charakter. Und auch ohne typenreine Gerste. Übrigens schlägt sich das auch in der Flaschenanzahl nieder: 40.000 Flaschen gibt es vom Cuvée. Der Preis bleibt allerdings mit 70€ eigentlich identisch zu den Single Farm Versionen. Opfert man hier das Konzept für einen breiten Anklang? Ein wenig wirkt das für mich so.

Schließen wir aber die Vorbetrachtung positiv: Der Cuvée ist 1631 Tage alt, man könnte fast von 4 Jahren, 5 Monaten und 19 Tagen sprechen. Für Waterford ist das schon relativ alt und ich habe das Gefühl, dass sich der Whisky mit dem Alter positiv entwickelt.

Waterford Cuvée - Verkostungsnotizen

Waterford Single Malt Whisky im Glas

Über den Whisky: Die Zusammensetzung des Cuvée aufzuschreiben ist viel zu kompliziert, daher einfach mal der grobe Rahmen: Irischer Single Malt, nicht ganz viereinhalb Jahre alt und mit 50% vol. Alkohol abgefüllt. Farbstoff oder Kältefiltration gibt es bei Waterford nie.

 

Aroma: Der Cuvée startet malzig-getreidig, verliert diese Note aber nach einigen Minuten. Dann kommen fruchtigere Aromen zum Vorschein. Mir gefallen diese gut, ein Pfirsich und helle Weintrauben kommen mir in den Sinn. Der Alkohol gibt eine gewisse Kraft, ohne zu stark zu sein.

 

Geschmack: Die 50% vol. sind einigermaßen kräftig. Zunächst macht sich das weniger bemerkbar, denn ich starte in der Wahrnehmung wieder mit Trauben, Pfirsich und nicht zu reifer Nektarine. Vielleicht auch etwas Aprikose. Eine Vanillennote zeigt sich kurz, bevor der Whisky in eine weinlastigere Richtung tendiert. Der Alkohol schiebt nun deutlich an und bringt trockene Rotweinaromen und eine ordentliche Fracht Eiche mit.

 

Abgang: Eher kurz. Startet kräftig eichig, klingt dann aber mit der Zeit immer weiter ab bis nur noch eine leichte Malznote verbleibt.

 

Abschließende Gedanken: Eingangs habe ich Bedenken oder gar Kritik geäußert. Die Verkostung des Cuvée kann diese nur in Teilen aufheben. Sicherlich handelt es sich hier nicht um einen qualitativ schlechten Whisky. Im Gegenteil: Im Laufe der Zeit reift das Destillat von Waterford zu einem feinen Tropfen heran. Zumindest gefallen mir die "älteren" Versionen jetzt deutlich besser als die ersten drei Jahre alten Whiskys. Ich muss aber auch deutlich feststellen, dass der Cuvée "more of the same" ist. Für mich hat er die klassische Getreidenote und die kräftige Eiche aus den Fässern, die für mich bei Waterford in jeder Abfüllung zu finden sind. Ob es nun gut oder schlecht ist, dass der Cuvée nahe an einem der Single Farm Origin Abfüllungen dran ist muss jeder selbst entscheiden.

 

Malt Moment: Wenn es zum Frühstück nicht schon wieder Müsli mit Rotwein sein soll.

 

 

Weitere Informationen:

 

Kategorie: Single Malt Whisky

Destille: Waterford

Region:  Irland

Preis: ab 68€ 

50% vol.

Kältefiltration: nein

mit Farbstoff: nein

Gelagert in: Ex-Bourbon, Virgin Oak, French Oak, Vin doux naturel

 

Mehr Informationen: 

Whiskybase 

Waterford

Simple Sample

 

 

Mein Sample des Waterford Cuvée habe ich von Simple Sample erhalten. Vielen Dank! Wie immer gilt: Die hier dargestellte Meinung ist meine eigene.

 

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