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Quickly Reviewed #75: "The Liquid Madness" Blindsample

Am Montag kam ein kleines Blindsample bei mir an. Der Absender: Sebastian Büssing. "Der Alchemist hat also wieder was kreiert", dachte ich. So ganz richtig lag ich nicht, denn der Alchemist stellt mit diesem Blindsample sein neues Projekt vor, welches er zusammen mit Tilo Schnabel, einigen bestimmt bekannt als The Caskhound, auf die Beine gestellt hat. Der Name ist verheißungsvoll: The Liquid Madness.

Verrückt, dieses Liquid

Also, der Wahnsinn soll in diesem kleinen Sample wohnen. Die Farbe ist schon einmal beeindruckend! Ein schöner satter Rotton liegt hier vor. Einen kleinen Beipackzettel gibt es zu dem Wahnsinn zum Glück dann doch, und dort steht geschrieben:

 

"So viel sei verraten: Single Cask, 14 Jahre (fast 15 da "Destilled 28/06/06 Bottled 29/04/21) Matured in a 1st Fill PX Sherry Cask (und hier handelt es sich nicht um ein Transport Sherry Fass oder gesättigtes Sherry Fass, nein, dieses Sherry Fass durfte über 30 Jahre feinsten PX Sherry in sich reifen lassen) Alc. Vol. 59,4% und dem Whisky tut es gut, wenn er eine Weile im Glas atmen kann."

 

Für ein Blindsample gibt uns das unwahrscheinliche Team aus Alchemist und Fasshund also doch einige Informationen mit ins Blindsampling. Wie verrückt sich die Sache darstellt und ob man wirklich von "Liquid Madness" sprechen sollte, das erfahrt Ihr jetzt!

The Liquid Madness Blindsample - Verkostungsnotizen

Über den Whisky: Einige Rahmendaten wurden mir zu diesem Sample mit auf den Weg gegeben: Single Cask, PX Sherry, 14 Jahre und 59,4% vol. Auffällig: Weder eine Aussage zu "Single Malt" oder "Schottland". Vielleicht handelt es sich also nicht unbedingt um einen Scotch!

 

Aroma: Will man uns mit alten Modern Talking Songs verrückt machen? Da war doch was mit Sherry, Sherry, Lady. Oder so. Wie dem auch sei, ich habe eine Menge von dem PX in der Nase. Hier wird nicht nur bei der Farbe PX eine Rolle spielen. Dunkle, saftige Beeren habe ich als erstes, dann mit etwas mehr Zeit (die wurde ja ausdrücklich empfohlen!) kommt viel Vanille. Dazu gibt es so eine etwas seltsame Note. Ich will nicht sagen muffig, aber irgendwie eine Mischung aus älterem Keller und Pflaume. Ob das ein Single Malt Scotch ist? Ich bin nicht ganz so sicher...

 

Geschmack: Es geht wild zur Sache! Ich füge auf jeden Fall etwas Wasser hinzu. Mit den vollen knapp 60% ist der Whisky erstaunlich trocken und natürlich kräftig mit einer guten Würze. Das Wasser mittelt ihn etwas aus. Ich bekomme mehr Süße erschmeckt. Pflaume, Erdbeeren und ein Hauch Brombeere, die aber kaum Säure hat. Immer wieder blitzt die Vanille auf, dann kommen doch eher schwerere, fast ledrige Eichenaromen hervor.

 

Abgang: Recht lang, vor allem überraschend trocken für einen PX. Wahrscheinlich, weil das Fass einfach so intensiv ist! Gefällt mir gut.

 

Mein Tipp: Ich habe das Gefühl es hier nicht mit einem Schotten zu tun zu haben. Erst dachte ich, dass es vielleicht ein Grain sein könnte, aber dafür fehlen dann doch die typischen Aromen ein Stück weit. Zu wenig Getreide, würde ich sagen. Einen Scotch Single Malt schließe ich auch einfach mal aus, denn dafür fehlt diese typische Malznote. Was bleibt noch? Eher ein Exot! Deutscher Whisky könnte es sein, aber da spricht das Alter ein wenig dagegen. So viele Brennereien gibt es nicht, die seit 2006 brennen und diesen Stock auch noch verkaufen würden. Also, Sebastians Hausmarken Loch Lomond und die Sauerländer Edelbrennerei sind damit (für mich) hier erledigt.

Während ich so grübele kommt mir eine Idee: Tilo macht doch jetzt den Import für die spanische Brennerei LIBER. Und wie der Zufall so will, habe ich da noch Samples hier rumstehen. Und wie der Zufall es weiterhin will, habe ich ein 14 Jahre altes Sample, welches im Herbst noch 59,9% vol. hatte. Aufgerissen, verglichen. Kommt für mich recht nah dran! Ob der Zufall mich nun völlig auf die falsche Fährte lockt, oder ob ich sehr ins Schwarze treffe? Nun, Genie und Wahnsinn liegen nicht nur beim Liquid nah beieinander! Mein Tipp also: LIBER Single Malt - 14 Jahre und einfach weil es der Zufall so will: Fass #73!

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