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Whiskybesprechung #197: Kilchoman Sanaig

Kilchoman Sanaig Single Malt Whisky

Wenn man von Bunnahabhain und Bruichladdich absieht, ist Islay nicht unbedingt mein bevorzugtes Jagdgebiet. Die stark rauchigen Whiskys schmecken mir zwar meist, wenn ich Gelegenheit zum probieren bekomme, aber ganze Flaschen kaufe ich mir nur selten. 

Kilchoman hat ich allerdings mit seiner Machir Bay Fassstärke gefangen genommen, denn die schmeckt mir ausgezeichnet und wenn ein Whisky schmeckt, dann sollte man sich doch auch bei den anderen Varianten austoben, oder? Daher probiere ich heute einen der Core Range Abfüllungen der Farm Destille: Den Kilchoman Sanaig.

Dunkel, Dunkler, Dark Batch

Den Weg zur heutigen Verkostung sollte ich vielleicht etwas nachzeichnen. Die Brennerei Kilchoman wurde 2005 gegründet und war damit die erste Brennereineugründung auf Islay seit 124 Jahren. Man versucht hier möglichst viel selbst zu machen und so gibt es Abfüllungen wie den 100% Islay, bei denen die Transparenz von der Fasszusammensetzung bis zur Gerste reicht. Mir war die Brennerei immer sympathisch, aber so richtig wollte der Funke nicht überspringen. Die ersten Whiskys waren mir alle zu stürmisch und unrund und sagten mir vom Aromenprofil nicht wirklich zu. Kilchoman fristete damit selbst unter den Islays ein Schattendasein bei mir.

Den Sanaig habe ich zuletzt auf dem Bottle Market 2019 probieren können. Auch wenn er mir dort gut gefallen hat, so richtig in Erinnerung geblieben ist er mir nicht. Aber das hat vielleicht auch andere Gründe. Schon damals wurde mit dem "Dark Batch" kokettiert, also einer Abfüllung des eigentlichen Standards, die besonders dunkel ausgefallen war. Der Sanaig in der heutigen Besprechung gehört übrigens eher nicht dazu. Er hat zwar eine schöne Farbe, aber richtig dunkel ist er nicht. Ich fand es etwas reißerisch von vielen Shops, dass sie das "Dark Batch" auch extra so ausgewiesen haben. Seitens Kilchoman wurde es, meines Wissens nach, zumindest nach außen nicht besonders beworben.

Seit dem Bottle Market hatte ich dann nur noch einen Kilchoman im Glas: Den Machir Bay in Fassstärke. Und was soll ich sagen? Da habe ich mir richtig verliebt. Eine schöne Süße mit Rauch und Kraft. Wirklich ausgewogen, gar harmonisch. So hatte ich Kilchoman nicht im Kopf. Seitdem wollte ich mehr probieren und habe mir den 100% Islay (10th Edition), den Sanaig und eine kleine 200ml Abfüllung des 46% Machir Bay bestellt. Ich arbeite mich nun also in die Range ein.

Kilchoman Sanaig - Verkostungsnotizen

Kilchoman Sanaig Single Malt Whisky

Über den Whisky: Der Sanaig ist eine der Standardabfüllungen von Kilchoman. Er ist hauptsächlich in Sherryfässern gelagert und beinhaltet nur einen sehr geringen Teil an ehemaligen Bourbonfässern. Abgefüllt wird er mit 46% Alkoholgehalt. Auf Färbung oder Kühlfiltration wird zum Glück verzichtet.

 

Aroma: Der Whisky begrüßt mich mit viel trockenem Rauch. Da geht es auf jeden Fall ordentlich zu Sache. Der Rauch erinnert ich eher an Kamin oder ein Lagerfeuer aus wirklich trockenem Holz. Von Speck oder ähnlichem vernehme ich nichts. Zum Rauch gesellt sich eine Eichenwürze und dann auch etwas Vanillesüße. Dunkle Früchte, wie ich sie von Sherryfässern erwarten würde kann ich lediglich erahnen.

 

Geschmack: Auch hier direkt kräftig-würzig. Der Rauch ist sofort präsent mit Lagerfeuernoten und verkohlten Holzscheiten. Dann nehme ich Dörrobst wahr, vielleicht ist das Pflaume? Mit der Zeit kommt etwas mehr fruchtige Süße durch und auch ein wenig Säure. Johannisbeeren kommen mir entfernt in den Sinn. Insgesamt spielt aber vor allem der Rauch eine Hauptrolle.

 

Abgang: Der Whisky verbleibt trocken und stark rauchig lange im Mund. 

 

Abschließende Gedanken: Puh, nun ja. Der Sanaig erinnert mich wieder daran, warum Kilchoman es manchmal schwer hat bei mir. So richtig ausgewogen erscheint er mir nicht. Die Rauchnoten sind mir einfach etwas zu dominant und überlagern für mich die Frucht und den Einfluss der Sherryfässer einfach eine Spur zu sehr. Definitiv handwerklich kein schlechter Whisky und sicherlich auch ein Tropfen für Islay-Fans, aber mir war er in dieser Verkostung einfach etwas zu kräftig.

 

Malt Moment: Wenn das Haus schon brennt und man nur eine Flasche Kilchoman retten konnte.

 

Weitere Informationen:

 

Kategorie: Single Malt Scotch Whisky

Destille: Kilchoman

Region:  Islay

Preis: ca. 45€

46%

Kältefiltration: nein

mit Farbstoff: nein

Gelagert in:  Sherry & Bourbon Casks

 

Mehr Informationen:

Kilchoman auf Malte talks Malts

Whiskybase 

Kilchoman Distillery

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