· 

Whisky Besprechung #183: Neues vom Alchemisten

Mein Freund und Kollege Sebastian Büssing ist nicht nur bei Mackmyra, Loch Lomond und der Sauerländer Edelbrennerei tätig, sondern zieht auch als unabhängiger Abfüller seine Kreise. Dabei wird er seinem selbstgewählten Abfüllernamen "The Spirits Alchemist" immer wieder aufs Neue gerecht. Auch seine drei neuen Abfüllungen zeigen, dass Sebastian gewillt ist die Grenzen von Whisky auszuloten.

Meisterwerke und Weihnachtswhiskys

Zunächst ein Wort der Warnung: Sebastian hat mir nicht nur die heutigen Samples zur Verkostung geschickt, er ist auch, wie gesagt Kollege und Freund von mir. Eine "objektive Verkostung" ist damit natürlich kaum möglich. Dennoch beschreibe ich Euch einfach meine Eindrücke und Bewertung, aber vielleicht ist eine gewisse Brille davor.

Den Auftakt macht heute "Alchemic Christmas" ein Single Malt mit 57,7% vol. aus der Strathenry Brennerei. Eine Altersangabe trägt der Malt nicht, aber er erhielt ein 8 Monate langes Finish in einem Glühweinfass.

Der Glühwein ist in der Nase sofort präsent: Zimt, Punsch, Nelke, sehr viel Frucht, Orangenscheiben, Zitronenschale, wirklich die volle Dröhnung Weihnachten. Whisky? Davon merke ich erstmal kaum etwas.
Erst im Geschmack kommt dieser klar zum Vorschein und das ist auch gut so. Deutlich würziger als nach der Nase vermutet. Wärmend mit Orange, Nelke und Muskat. Dann ein Schwenk in Richtung Ingwer, welcher sich im Abgang fortsetzt und von Eiche und Koriander begleitet wird.

Auf Weihnachten folgen zwei deutsche Whiskys. Den Auftakt macht "Cupam Fumi Transmutatio - des Adepten Meisterwerk". Ein deutscher Hillock Park (Heinrich Habbel) mit 63,9%. Er hat einen Phenolgehalt von 35pp, und lagerte 4 Jahre in einem First Fill Bourbon Barrel, bevor es in ein Lakritzspirituosenfass ging. Sowas gab es bestimmt noch nicht!

Das Aroma ist dann auch so abgefahren, wie man vielleicht erwartet. Ich habe Gummi, Fahrradreifen, etwas Rauch. Auf der Zunge dann erneut Gummi (Halle beim Reifenhändler, da war ich gerade...), Lakritz, Süßholz und auch etwas Rauch. Insgesamt vom Mundgefühl her aber auch erstaunlich mild und voll Der Abgang ist unerwartet kurz und leicht.

Als Abschluss gibt es noch "Des Kumpels flüssige Prise", erneut ein Whisky von Habbel, der allerdings 4 Jahre Amarone Fass erfahren durfte. Das Finish hier waren 6 Monate in einem Pilsbockfass der Bochumer Brauerei Mortz Fiege. Abgefüllt wurde mit 58,2% vol.

Auch hier ist die Aromatik eine besondere: Backhefe, Bier, Pizzateig und ein wenig "Bauernhof", wie man ihn von Springbank kennt. Im Geschmack setzen sich diese herben Aromen fort und mischen sich aus Rauch, etwas Kuhstall und Malz zusammen. Blind hätte ich tatsächlich auf einen jungen, sehr wilden Springbank getippt, wobei das Fass schon ziemlich funky ist. Im Abgang setzt sich der Whisky etwas und bleibt mittellang und würzig auf der Zunge.

 

Insgesamt hat Sebastian sich auch mit seinen drei neuen Abfüllungen ordentlich was getraut! Meinen Geschmack trifft er nicht immer, dafür sind die Fässer dann einfach zu speziell, aber vor allem das Glühweinfass finde ich richtig klasse. Diese weihnachtliche Aromatik passt ganz wunderbar aktuell und der wärmende Whisky weiß zu gefallen.

 

Falls Ihr neugierig geworden seid, dann kontaktiert Sebastian direkt: mail@thespiritsalchemist.com oder auf seiner Website www.thespiritsalchemist.com !

Kommentar schreiben

Kommentare: 0