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Whisky Review #166: St. Kilian FIVE Dekonstruktion

Heute ist der Tag des deutschen Whiskys! Was liegt da näher, als einen deutschen Whisky zu besprechen und die, eigentlich am Sonntag liegende, wöchentliche Besprechung einen Tag vorzuziehen?

Wir wollen also gemeinsam den deutschen Whisky feiern, der, wie ich finde, sich ziemlich gut gemacht hat. Passenderweise erscheint heute auch der neue St. Kilian mit dem Namen FIVE. Ich erhielt im Vorfeld ein Dekonstruktionsset, welches nicht nur den fertigen FIVE, sondern auch alle einzelnen Fässer als Probe beinhaltet hat. 

(High) FIVE

Die Brennerei St. Kilian in Rüdenau ist vielleicht der größte Spieler im deutschen Whisky. Mit einem Budget ausgestattet, von dem viele andere nur träumen können, versucht man hier deutschen Whisky mit einem Gewaltakt auf die Genusskarte zu bringen. Schottische Brennblasen, irische Unterstützung und deutsche Anlagentechnik verbinden sich zu einer eigentlich schottischen Brennerei, nur eben in Deutschland. Das man dabei durchaus kreativ ist zeigt das Fasslager: Über 100 verschiedene Fasstypen liegen bei St. Kilian - eine enorme Auswahl. Auch bei den bisherigen Abfüllungen sieht man die Kreativität: Von Kastanienfass bis Amarone wurde hier schon einiges verwendet und der FIVE macht keine Ausnahme.

Der neueste Streich von Master Destiller Mario Rudolf lagerte ich fünf verschiedenen Virgin Oak Fässern, also Fässern, die vorher kein anderes Destillat wie Bourbon oder Sherry enthielten. Der St. Kilian Spirit durfte also hier die Erstarbeit leisten. Die fünf Fassarten, die beim FIVE zum Einsatz kamen sind im Detail:

 

  • Amerikanische Weißeiche, 190L/ Fass, 34% des FIVE stammen aus diesem Fasstyp.
  • Europäische Eiche, 190L/Fass, 26% des FIVE kommen aus diesen Fässern.
  • Hybrid aus Amerikanischer Eiche und französischer Eiche (Fasskopf), 200L/Fass, 20%
  • Pfälzer Eiche, 50L/Fass, 13%
  • Ungarische Eiche, 100L/Fass, 7%

Abgefüllt wurde der FIVE mit 52,5%, ebenso wie die Fasssamples, die ich erhalten habe. Schauen wir uns nun also ein paar Eindrücke an, ich habe sie bewusst etwas kürzer gehalten, wer soll das sonst alles lesen!

 

Amerikanische Weißeiche: Süßlich-holzig im Aroma, auf der Zunge sehr süß und ein richtiger Gaumenschmeichler, ganz weich und samtig! Im Abgang kommen Ingwer und Banane dazu.

 

Europäische Eiche: Fruchtig, eher leicht in der Nase. Im Mund lässt er das erste Fass alt aussehen. Wow! Das ist ein wirklicher Schmeichler! Unglaublich mild, dabei voll, wieder Banane und hier auch Birne. Vielleicht das Beste, was ich bisher von St. Kilian getrunken habe!

 

Pfälzer Eiche: Würziger in der Nase als die vorherigen Fässer. Dabei auch weniger süß. Im Geschmack sehr eigen, schwer zu beschreiben. Es ist eine besondere Eichennote oder Holzwürze. Im Abgang Lakritze.

 

Hybrid-Fass: Trockene Würze, fast wie ein Rotwein in der Nase, zumindest von den Tanninen her. Wieder ölig, viel Vanille, die Würze verschiebt sich in den Abgang.

 

Ungarische Eiche: Sehr trocken, Saunageruch (ohne den Schweiß!), Warmes Holz und eine leichte Säure, wieder ölig und voll auf der Zunge. Der Abgang ist definitiv der kräftigste der fünf Fässer.

 

Fazit: Alle Fässer sind spannend, tendenziell fruchtig und bieten deutlich unterschiedliche Aromen. Das Fass aus europäischer Eiche ist genial!

St. Kilian Five - Verkostungsnotizen

Über den Whisky: Kommen wir nun also zum fertigen Produkt. Der St. Kilian FIVE ist drei Jahre alt und wurde mit 52,5% abgefüllt. Die Fassbestandteile sind weiter oben analysiert. Ich bin sehr gespannt, wie sich diese Komponenten zusammenfügen.

 

Aroma: Ich bin überrascht! Im Gesamtblend eher zurückhaltender als die einzelnen Fässer. Erst leicht, fruchtig und süße, dann zunehmend würziger werdend. Die junge Eiche ist schwer im Zaum zu halten. Ich finde wieder Banane und Birne aber auch Keksteig, genauer gesagt Vanillekipferl. 

 

Geschmack: Das Mundgefühl ist voll und ölig, das zeichnete ja bereits alle Einzelteile aus. Der Antrunk ist leicht, Vanille und Karamell sind meine ersten Eindrücke. Dann kommen wieder mehr Kräuter hinzu, es wird etwas herber und floraler. Zum Abgang hin finde ich aber wieder Karamellbonbons.

 

Abgang: Sehr harmonisch und mit weniger Ingwer, als ich gedacht hätte. Lang, trocken und wirklich anhaltend.

 

Malt Moment: Perfekt zum Tag des deutschen Whisky! (Vielleicht der bisher beste Whisky aus der Signature Reihe!)

 

 

 

 

Weitere Informationen:

 

Kategorie: Single Malt Whisky

Destille: St. Kilian

Region:  Deutschland

Preis: ~39,90€

52,5%

Kältefiltration: nein

mit Farbstoff: nein

Gelagert in:  5 Typen Virgin Oak

 

Mehr Informationen:

Whiskybase

St. Kilian Distillery

 

St. Kilian auf Malte talks Malts

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