· 

Whiskey Review #155: Redbreast 21 Jahre

Redbreast Irish Whiskey Range

Manchmal geschehen Dinge schnell, unvorbereitet und überraschend. Und zur Abwechslung spreche ich dieses Mal nicht von negativen Ereignissen. Meine Besprechung für heute war eigentlich schon fast fertig, ein paar Fotos haben noch gefehlt, aber das meiste war fertig. Dann klingelte es an der Tür...

Ein recht großes Paket stand da auf einmal in meinem Wohnzimmer. Voll mit feinsten Leckereien! Eine dieser Leckereien möchte ich Euch heute im Detail vorstellen, denn ich konnte einfach nicht anders. Dieser Whiskey wollte geöffnet werden.

Rotkehlchen über Hamburg

Diese Flasche wurde mir von Pernod Ricard zur Verfügung gestellt. Mein Dank dafür gilt vor allem Eyck Thormann. Ein Einfluss auf redaktionelle Inhalte wurde, wie immer, nicht genommen. Dieser Whiskey spricht eh für sich!

Wie kam es nun zu dieser Lieferung und was war drin? Vor einer gefühlten Ewigkeit war ich bei Chris Rickerts Aberlour A'Bunadh Tasting. Ein wundervoller Abend mit ebenso wundervollen Whiskys. Geleitet wurde er nicht nur von Chris, sondern auch von Eyck Thormann. Eyck ist Brand Ambassador für Whiskys von Pernod Ricard Deutschland. Nach dem Tasting kamen wir etwas ins Gespräch und verabredeten uns für einen Livestream von We talk Malts. Außerdem fanden wir die Idee gut, irische Whiskeys in den Fokus zu nehmen. Bei uns drei We talk Malt-Scotchnasen eine sicherlich nötige Horizonterweiterung. 

Nach dem Tasting folgte ein kleiner Mailaustausch und dann war Funkstille. Und Corona. Ehrlich gesagt wollte ich Eyck gerade schreiben, ob unser Stream-Date noch steht, denn die Zeiten sind ja nun wirklich unsicher. Da kam ein Paket voller Redbreast an: 12 Jahre, 12 Jahre Fassstärke, 15 Jahre und auch 21 Jahre. Was für ein Wahnsinn! Ihr könnt Euch also auf einen großartigen Stream am 1.5.2020 freuen - denn da werden wir das gesamte Line Up gemeinsam verkosten.

 

Ich konnte nun also die gesamte Range aus der Nähe betrachten. Ein wundervolles Detail auf den aktuellen Abfüllung ist das Rotkehlchen. Der kleine, richtig schön gezeichnete, Vogel setzt über die Range zum Start an: Auf dem Etikett des 12er sitzt er noch, beim 21 Jahre alten Whiskey ist er dann im vollen Flug. Tolle liebe zum Detail!

Mich übermannte meine Neugier und ich musste einfach einen der Whiskeys für die heutige Besprechung aufmachen. Da für den Livestream eh alle geöffnet werden dachte ich mir: "Dann kann ich auch mal richtig auf die ..." Na, Ihr wisst schon worauf ich hauen kann. Ich freue ich also Euch die Sptzenabfüllung der Core Range von Redbreast vorstellen zu dürfen: Redbreast 21 Jahre!

Redbreast 21 Jahre - Verkostungsnotizen

Redbreast Irish Whiskey 21 Years Old

Über den Whiskey: Der Redbreast 21 Jahre ist die Krönung der Standard Range von Redbreast. Gut, streng genommen gibt es auch noch einen 27 Jahre alten Vertreter, der auch dauerhaft verfügbar sein wird. Aber mit einem Preis von 500€ sind wir hier schon auf einem ganz anderen Niveau.

Redbreast wird in der Midleton Brennerei in Irland hergestellt. Es handelt sich um einen Single Pot Still Whiskey, also ein Whiskey der auf Pot Stills gebrannt wird. Im Unterschied zu einem Malt Whisky wird hier aber auch ungemälzte Gerste verwendet. Der Redbreast 21 Jahre wird mit 46% Alkohol und ohne Zugabe von Farbstoff oder Anwendung einer Kühlfiltration abgefüllt.

 

Aroma: Der Antritt ist würzig, sehr komplex, aber direkt aus der frisch geöffneten Flasche ist der Whiskey noch zurückhaltend. Ich lasse ihn erst einmal stehen - auch wenn es wirklich schwer fällt! Nach zwei Minuten kommt Vanille hervor, ganz frische Vanilleschote. Das Gewürz geht in eine leicht orientalische Richtung. Kardamom vielleicht.  Noch eine Minute später haben die Olorosofässer ihren Auftritt und verleihen dem Aroma eine nussige Note. Die Eichenfässer kommen insgesamt in den Vordergrund und geben erdig-holzige Anklänge dazu. Wir sind jetzt bei ungefähr fünf Minuten im Glas. Die Würze geht in Richtung Paprika. Ich glaube, so viel habe ich noch nie über ein Whiskey-Aroma (egal, ob mit oder ohne "e") geschrieben.

 

Geschmack: Absolut mundausfüllend von der ersten Sekunde an. Eine ganz großartige Öligkeit wohnt diesem Whiskey inne. Der erste Geschmack, der sich zeigt, ist erneut Süße. Vanille, Keksteig. Dann kommt eine leichte Getreidenote. Die Würze, für die das Single Pot Still Verfahren bekannt ist, baut sich langsam auf. Zunächst hätte ich sie beinahe mit einem leichten Rauch verwechselt. Kennt Ihr das, wenn die Kombination aus Würze und Eiche fast rauchig daher kommt? Mir kommt wieder Paprikapulver in den Sinn, der Whiskey bäumt sich weiter auf, ohne jemals harsch zu werden. Die Würze wird zu sehr mildem Ingwer, Getreide klingt wieder an. 

 

Abgang: Am ersten April habe ich noch gescherzt, dass fast jeder Abgang in die Kategorie "mittellang" fällt. Der Redbreast 21 Jahre springt dann doch noch einen Schritt weiter. Auch nach einigen Minuten habe ich noch die Eiche, leichte Würze und etwas weißen Pfeffer am Gaumen.

 

Abschließende Gedanken: Vom Aroma über den Geschmack bis zum Abgang einfach ein großartiger Whiskey. Ich bin nicht allzu gut bewandert bei den Iren, ich gebe es zu. Aber der Redbreast 21 Jahre ist kein milder, leichter Whiskey, wie die Iren aus der Klischeegeschichte. Nein, er will meine Aufmerksamkeit und er bekommt sie. Belohnt werde ich mit einem tollen, komplexen, ausgewogenen Whiskey. Definitiv Spitzenklasse, natürlich auch mit hohem Preis.

 

Malt Moment: Am Verkostungsabend liegt diese Situation vor: Die ersten Frühlingstage sind da, es ist Ostern. Dennoch ist es draußen ruhig. Pandemie, muss ich Euch ja nichts zu sagen. Mit dem Redbreast 21 Jahre kann ich mich auf etwas anderes konzentrieren. Klingt vielleicht etwas theatralisch, aber dieser Whiskey gibt mir Ruhe, verlangt meine Aufmerksamkeit und will mit mir spielen. Ich versinke geradezu in der Verkostung.

 

Zusammenfassung:

Kategorie:  Single Pot Still Whiskey

Destille: Midleton Distillery

Region:  Irland

Preis:  ~150€

46%

Kältefiltration: nein

mit Farbstoff: nein

Gelagert in:  Oloroso & Bourbon Casks

 

Mehr Informationen:

Redbreast auf Malte talks Malts 

Redbreast

Whiskybase 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0