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Vor Ort: Arran Masterclass mit Mariella Romano

Ich mag Arran. Ich mag die Hanse Spirit. Ich mag das Rabbithole. Und, nicht ganz zu guter Letzt, mag ich auch Whisky. Es ist also mehr als nur eine glückliche Verbindung, wenn am Vorabend der 10. Hanse Spirit eine Arran Masterclass in der Hamburger Bar Rabbithole stattfindet. 

Wenn der Abend dann auch noch mit einem 23 Jahre alten Whisky aus dem Gründungsjahr der Brennerei beginnt, gehen die Chancen eines Reinfalls nun wirklich gegen Null.

Gerne nehme ich Euch heute gedanklich und schriftlich mit zur Arran Masterclass mit Global Brand Ambassador Mariella Romano.

Ein Meisterlicher Einstieg

Disclaimer: Ich danke Florian Weiss von Kammer Kirsch für die Einladung zu diesem Event! Für mich war diese Veranstaltung kostenlos, redaktionelle Entscheidungen wurden selbstverständlich nicht beeinflusst.

Um ein erstes Highlight zu erwähnen muss ich nur ungefähr zwei Minuten in den Abend vorspulen. Ich kam gegen 16:15 Uhr durch die Tür des Rabbitholes (Facebook), einer wirklich wundervollen Bar in bester Lage, und traf an der Bar Leon von den Malt Mariners. Wir hatten uns erst am Sonntag bei St. Kilian gesehen, somit war es ein schönes Wiedersehen nach kurzer Zeit. Constanze hatte für jeden Gast einen kleinen Welcome Drink vorbereitet, der in seiner Einfachheit und im Geschmack unschlagbar war: Arran 10 & Ginger Ale. Ein wenig Eis und ein Stück Orangenschale dazu - genial!

Während nach und nach weitere Gäste eintrudelten (ich tippe, dass Ihr bald auch Berichte auf Drams United, fosm oder Barleymania lesen könnt) starteten wir langsam in den Abend.

Florian stelle unsere Gastgeberin kurz vor und erklärte, dass man heute Abend die Reihenfolge etwas durchmischen wolle. Der Startschuss wurde nicht vom 10er gegeben, sondern von einem Single Cask von 1995 - puh! Unsere Gastgeberin war die wundervolle, quirlige Mariella Romano, die mit viel Witz durch den Abend leitete. Stellvertretend sei Ihr Einstieg (lose) zitiert: "I like good food, the sun, wonderful cocktails and warm temperatures. So, going to the UK was an obvious choice!". Mariella arbeitete zunächst bei The Whisky Exchange und kam, nach mehreren Stationen, zur relativ jungen und unabhängigen Inselbrennerei Arran. Gerade diese Unabhängigkeit sei ihr wichtig gewesen, betont sie. 

Der Einstieg in den Abend erfolgte mit ein paar Tropfen des Arran New Make in vollen 63,5%. Ich bin ja ein großer Fan des reinen Destillates und konnte mich auch mit Arrans Rohbrand gut anfreunden. Wilde, maritime Noten treffen hier auf wundervolle helle Früchte wie Apfel oder helle Weintraube. Ein gelungener Einstieg!

Als ersten Whisky gab es ein Single Cask (#197) von 1995, dem Gründungsjahr von Arran. Abgefüllt wurde dieses "Barrel" (mehr Infos gibt es leider nicht) im Jahr 2019 nach 23 Jahren mit 49,1%. In der Nase verbreitete sich sofort ein sehr angenehmes Karamellaroma, welches sich mit roten Früchten paarte. Im Geschmack ging es mir, trotz der "nur" 49% Fassstärke, etwas zu wild zu, aber ein wenig Wasser brachte die nötige Bändigung. Die Süße kam in den Vordergrund, das Karamell ging etwas zurück und eine leichte Säure setzte mit ein. Ein wundervoller Dram, der mit ca. 220€ aber natürlich auch seinen Preis hat.

Ein vermeintlicher Rückschritt folgte mit dem nächsten Whisky: Arran 10 Jahre (ca. 30€). Der absolute Standard der Brennerei. Mariella erklärte uns, dass das Re-Design der Flaschen seit Jahren geplant wurde und dass man versuche die Flaschen möglichst vollständig recyclebar zu machen. Im Publikum vernahm ich dazu ein, zwei (für mich) seltsame Kommentare, ich persönlich finde das aber sehr gut! Allerdings nutzte die Brennerei die neuen Verpackungen nicht nur für frischen Designwind, sondern änderte auch die Rezeptur. Der 10er war zuvor eine fast ausschließliche Ex-Bourbon Lagerung, jetzt besteht er zu 70% aus Ex-Bourbon und 30% Refill-Sherry Whisky, und erhält zusätzlich ein 6 monatiges Finish in First Fill Oloroso Fässern. Geschmacklich ist der neue 10er mein Highlight des Abends! Ein runder, aber keinesfalls langweiliger Whisky, der alle Aromen harmonisch vereint: Süße, Kokos und Vanille aus den Ex-Bourbon, leichte Salzigkeit der Insel und dann eben auch frische Sherryaromen, die Tiefe verleihen. Ein toller Dram! Auch wenn ich, als Ex-Bourbon Fan,  ein wenig dem alten 10er hinterhertrauere.

18, 21, Bodega und LAgg

Nach dem 10er gingen wir dann doch klassisch durch das Line Up von Arran. Es folgten der Arran 18 Jahre und Arran 21 Jahre und als Abschluss der Range der The Bodega. Aus diesen dreien würde ich zum 18er greifen, der jetzt auch das gleiche Finish erhält wie der 10er. Er zeigt sich natürlich erwachsener, ist insgesamt runder und komplexer. Ein feiner Inselmalt mit Sherryeinfluss. Der 21er ist ebenso ein toller Whisky, bietet mir aber zu wenig Weiterentwicklung im Vergleich zum 18er und ist mir somit den Aufpreis nicht wert (~80€ zu ~130€). Und dann war da noch der The Bodega (ca. 45€). 

Mariella gab ganz offen zu, dass man hier "over the top" gegangen ist, und das ganz bewusst. Der Bodega ist eine reine Sherrylagerung, wird in Fassstärke abgefüllt und ist ca. 8 Jahre alt. Im Vorfeld habe ich wenig gutes über diesen Whisky gehört und bin daher wohl voreingenommen an den Dram herangegangen. 

Ehrlich gesagt, kann ich mich diesen Meinungen nur begrenzt anschließen. Ja, der The Bodega ist vor allem eins: Sherryfass pur. Ja, er ist auch jung und wild. Und ja, er hat eine gewisse Säure dabei. Aber das ist alles so gewollt und auch offensiv so beworben. Man weiß also, worauf man sich einlässt! 

Ich bin ehrlich, wenn ich sage, dass ich den The Bodega nicht schlecht finde. Aber, er kämpft in einem harten Markt der Sherry-Fassstärken und hier würde ich tatsächlich auch eher zu Tamdhu, GlenDronach, Glengoyne oder Aberlour A'Bunadh greifen. Alle dieser Whiskys bieten mir noch etwas mehr Wumms, sind aber ausnahmslos auch etwas teurer.

Zum Abschluss gab es noch etwas ganz besonderes: Den New Make der neuen Lagg Distillery, welche im Mai 2019 eröffnete. Die zweite Brennerei auf der Isle of Arran (daher wird "Arran" jetzt auch als Lochranza Distillery beworben) soll für die rauchigen Whiskys zuständig sein und stellt sein New Make mit 50ppm her. Und Leute, was soll ich sagen, das war einer der besten New Makes, die ich bisher im Glas hatte. Auch hier waren wir mit 63,5% konfrontiert, die aber wirklich weich daherkamen - gut, vielleicht lag es auch an den Whiskys vorher. Eine tolle Frucht trifft hier auf einen feinen, an die Highlands erinnernden Rauch und fügt sich richtig harmonisch zusammen. Ich war so begeistert, dass ich eine kleine Probe abschnacken musste!

 

Im Fazit muss ich sagen: Ein ganz, ganz toller Abend mit tollen Whiskys! Arran zeigt seit Jahren, dass man Destillation und Fasslagerung beherrscht und seinen eigenen Weg geht. Ob einem nun die neuen Flaschen gefallen oder nicht, das sei jedem selbst überlassen. Aber der Inhalt, der ist wirklich klasse!

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