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Whisky Review #143: Cragganmore 12 Jahre - Diageo Special Release 2019

Die Special Releases von Diageo haben mich bisher noch nie so richtig interessiert. Dieses Jahr war es mit dem 12 Jahre alten Cragganmore aber irgendwie anders. Aus dieser Speyside Brennerei findet man selten Abfüllungen. Noch seltener in Fassstärke und richtig selten sind sie dann auch noch "unusual smoky". Ich konnte also nicht an diesem Tropfen vorbei, noch dazu will ich Marc die Freude machen, ihn in einem Video zu verkosten!

Diageo Special Releases 2019

Jedes Jahr bringt der Spirituosenriese Diageo seine "Special Releases" heraus. Dabei handelt es sich um Abfüllungen, die eben nur einmal im Jahr erscheinen und jeweils aus unterschiedlichen Brennereien des Konzerns stammen. Lediglich der Lagavulin 12 in Fassstärke kehrt jährlich wieder, die anderen Abfüllungen wechseln. Dieses Jahr sind unter dem Titel "Rare by nature" dabei:

 

  • Cardhu 14 Jahre 
  • Cragganmore 12 Jahre
  • Dalwhinnie 30 Jahre
  • Lagavulin 12 Jahre
  • Talisker 15 Jahre
  • Mortlach 26 Jahre
  • Pittyvaich 29 Jahre
  • Singleton of Glen Ord 18 Jahre

Die Preise rangieren zwischen ca. 90€ für den Cragganmore bis hin zu über 2000€ für den Mortlach (der damit 4x teurer ist als der ältere Pittyvaich)! Warum mein Interesse meist gering ist, seht Ihr schon an den Preisen. Der Cragganmore ist für einen 12 Jahre alten Whisky nun wahrlich kein Schnapper, aber immerhin noch bezahlbar. Mein Teil stammt sowieso aus einer Flaschenteilung (danke André!).  Ich bin also sehr gespannt auf den Tropfen, denn von Cragganmore habe ich eher selten etwas im Glas. Der 12 Jahre alte Standard ist, meiner Meinung nach, ein toller Whisky, der mit seiner leichten Rauchnote zu glänzen weiß. Ich bin sehr gespannt, was nun bei einer "unusual smoky" Variante herauskommt!

 

 

Cragganmore 12 Jahre Special Release - Verkostungsnotizen

Über den Whisky: Gerne würde ich Euch viel über diese Abfüllung erzählen, nur leider gibt sich Diageo selbst bei den Premiumabfüllungen sehr bedeckt. Die Flaschenzahl ist unbekannt, ebenso gibt es keine offiziellen Angaben über Farbstoff und Kühlfiltration. Allerdings steht nichts über eine Färbung auf der Flasche. Gereift wurde der Cragganmore in Refill American Oak Casks, wobei das Destillat aus einer kleinen Versuchsreihe mit "medium-peated Cragganmore". Das Tier auf der Verpackung ist die in der Speyside heimische Barn Owl. Die Verpackung ist übrigens, wie bei allen Flaschen dieses Releases, wunderschön!

 

Aroma: Ein wirklich wundervolles Aroma! Tiefgehend, voll, komplex. Zuerst ist da diese Rauchnote, die wirklich stark präsent ist, ohne dabei den Whisky zu übernehmen. Ein guter Highland Park kommt mir in den Sinn. Dazu gesellt sich richtig viel Getreide, welches sich in Frühstückscerealien auflöst. Ein wenig "dreckig" kommt die Abfüllung daher, gleichzeitig entwickelt sich mit der Zeit zusehends Eleganz. Ein wenig Erde nehme ich war, ein alter Keller erscheint vor meinem inneren Auge. Dann kommt langsam ein wenig grüner oder wenig reifer Apfel hinzu. Ich will - nein, ich muss! - probieren!

 

Geschmack: Spitz, kräftig und mit viel Würze kommt der Cragganmore an meine Zunge. Hier ist richtig viel Power im Spiel. Eichenwürze, Getreide und trockener Rauch kämpfen um die Vorherrschaft. Der Apfel wird ziemlich rabiat zur Seite geschoben. Zum Abgang hin Malz. Ich denke, ich brauche Wasser!

Mit Wasser wird der Whisky zunächst ruhiger, die Süße, die recht vanillig daherkommt, ist präsenter. MIt der Zeit entwickeln sich fruchtige Aromen. Cragganmore wird häufig mit Apfel beschrieben, der kommt mit Wasser deutlich besser durch.  Aber dann kommt erneut die Kraft, dieses Mal in Form von Ingwer und schwarzem Pfeffer, hervor. Diese Eule will sich nicht wirklich zähmen lassen.

 

Abgang: Ohne Wasser ist der Abgang richtig kräftig. Kurz vor Ardmore, würde ich sagen und das gefällt mir! Trockener Rauch und volle Malzbonbon-Süße stehen sich hier gegenüber. Und das sehr, sehr lange! Ich gebe Wasser hinzu... Nun kommt das Malz ein wenig hervor, aber die Eichenwürze ist weiterhin stark ausgeprägt und auch der Rauch lässt sich weiterhin nicht leugnen.

 

Abschließende Gedanken: "Special Release". Dieser Name ist hier definitiv Programm. Ein starker, wilder, anderer Cragganmore ist hier in meinem Glas. Nicht unbedingt ein Whisky, der sofort gefallen will, sondern einer, der Zeit haben will. Die alte Gleichung 1 Jahr im Fass = 1 Minute im Glas = 1 Sekunde auf der Zunge will hier großzügig ausgelegt werden. Der Cragganmore belohnt es und wird dadurch, zumindest für mich, zu einem großartigen Erlebnis!

 

Malt Moment: Mit Zeit, viel Zeit, Ruhe und dem Willen, sich mit Whisky zu beschäftigen.

 

Zusammenfassung:

Kategorie: Single Malt Whisky

Destille: Cragganmore

Region:  Speyside

Preis: ca. 90€

58,4%

Kältefiltration: Keine Angabe

mit Farbstoff: Keine Angabe

Gelagert in:  Refill American Oak

 

Mehr Informationen:

Cragganmore auf Malte talks Malts

Cragganmore 

Whiskybase

 

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