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Vor Ort: Man's World Hamburg - Stauning Whisky

Wenn eine Messe "Man's World" heißt, dann muss es wohl auch sehr männlich zugehen: Autos, Redbull, DMAX, Barbershops und ein wenig Whisky. So stellt sich der Veranstalter das wohl vor.

Ich bin am vergangenen Wochenende ehrlich gesagt vor allem wegen des dänischen Whiskyherstellers Stauning im Hamburger Süden unterwegs gewesen und was soll ich sagen? Es hat sich wirklich gelohnt. Meine Eindrücke zu einem tollen Sonntagnachmittag stelle ich Euch heute gerne vor!

It's a Man's World

Disclaimer: Die Karte zur Man's World wurde mir von Kirsch Whisky zur Verfügung gestellt. Auch die Whiskys bei Stauning musste ich nicht bezahlen. Ich möchte mich hiermit gerne für diese Einladung bedanken. Wie immer gilt: Die komplette Redaktionshoheit liegt bei mir. Die Qualität spricht aber eh für sich!

So sang es schon vor langer Zeit James Brown. Ehrlich gesagt war mir (und ist mir) dieses Messekonzept nicht wirklich geheuer. Diese seltsame Beschwörung eines "männlich-Seins" und vermeintlich männlichen Beschäftigungen wie Autos und Alkohol. Vielleicht färbt da meine Hauptarbeit an einem Institut mit Genderforschung doch ein wenig ab, aber mit langbärtigen Menschen mit Karo-Hemd kann ich wenig anfangen. Die Begrüßung durch zwei Damen am Eingang passte für mich ehrlich gesagt dann auch zu gut ins Bild.

Aber genug gemeckert, kommen wir zu den positiven Seiten dieser Messe: Fangen wir an mit der Lokalität. Gelegen in einem "Schuppen" direkt gegenüber der Elphi bot die Location doch einiges an Atmosphäre. Ich habe mich zumindest wohl gefühlt - "hyggelig" nannte Kristian es auch in bester dänischer Tradition.

Ich verbrachte den gesamten Sonntagnachmittag auf der Man's World, möchte mich hier aber auf die Stunden bei Stauning beschränken. Der Bericht würde einfach viel zu lang werden und vor allem könnt Ihr eine sehr gute Rundumschau bei Aaron auf Drams United lesen. Da wir zusammen unterwegs waren würde sich auch vieles doppeln.

Ziemlicher er-Stauning

Nach einem kurzen Gang durch die große Halle, die dank Holzdecke mit freien Balken dennoch sehr gemütlich daher kam, gelangten Aaron und ich beim Stand von Stauning Whisky an. Der Stand bestach vor allem durch eine kleine, leicht abgetrennte Sitzecke in der wir sofort Platz nehmen durften. Kristian lies auch keine Zeit verstreichen - wir kamen direkt ins Gespräch und die ersten Whiskys wurden in Gläser geschenkt. 

Den Anfang machte der Rye von Stauning, der aus 70% Roggen und 30% Malted Barley besteht. Er bildet mit seinen ca. 3 1/2 Jahren Lagerzeit den Grundstock für viele weitere Produkte der Brennerei. Gelagert wird der Whisky in American White Oak Virgin Oak Fässern, die Stauning direkt aus Missouri bezieht. Mir gefiel der Rye auf Anhieb, denn er verbindet die Würze des Destillats sehr angenehm mit der Süße der Fässer. Nach dem Rye folgte das, ich meine der, Kaos. Ein sehr angenehm rauchiger Whisky, bei dem verschiedene Fässer zum Einsatz kommen: Rye, Single Malt, Heidekraut-Rauch und "dänischer Rauch" bilden die Grundlage für die Fassbelegung. Der Torf für die rauchige Variante stammt dabei aus einem Gebiet nur 40km südlich der Brennerei. Nicht nur bei der Torfquelle erkennt man die bewusste Festlegung auf dänische Ressourcen, denn auch die Verwendung von Roggen als Grundlage für viele Produkte soll in der Tradition des Landes stehen.  Der Kaos ist ein spannender Whisky, vor allem gefiel mir hierbei die Heidekraut-Note, die den Rauch viel milder als z.B. Islay Whiskys macht. 

Nach den beiden Standards der Brennerei, die seit ihrer Erweiterung ungefähr 88.000 Liter Alkohol produzieren kann, kamen zwei neue Abfüllungen exklusiv für Deutschland ins Glas: Ein Rye mit Moscatel und einer mit Marsala Finish. Beide Whiskys entstanden auf Grundlage des Rye, erhielten dann aber ein sechs Monate langes Finish in den jeweiligen Fässern. Abgefüllt wurde mit 60,72% (Moscatel) und 61,42% (Marsala). An dieser Stelle ist es wohl am einfachsten Aaron zu zitieren: "Am Donnerstag auf dem Tasting fand ich den Marsala besser, am Freitag, als ich schon hier war, war es der Moscatel. Heute finde ich beide toll."

Und in der Tat, sich hier zu entscheiden war auch für mich schwer. Beide Whiskys bieten eine geniale Kraft und verbinden unterschiedliche, gar gegensätzliche Aromen gekonnt. Die fast raue Würze des Rye (Geschmacklich: Roggenschrot, frisches Getreide, etwas Ingwer, Muskatnuss) harmoniert erstaunlich mit der Süße der Finishes. Am Ende entschieden wir uns eine Flache vom Moscatel mitzunehmen. Nicht verschweigen will ich den Preis: 80€ sind für 0,5 Liter schon ambitioniert.

Anschließend ging es mit dem Peat weiter. Ein rauchiger 5-7 Jahre alter Single Malt, der in Ex-Bourbon Fässern von Makers Mark gelagert wurde. Nach den beiden Krachern zuvor hatte es der Peat natürlich schwer, aber diese Heidekrautnote gefiel mir auch hier sehr gut. 

Der Abschluss, wenn man es denn so nennen will, hatte es dann aber in sich: Wir bekamen noch einige Fassexperimente, die erst in der Zukunft auf den Markt kommen, bzw. vielleicht auf den Markt kommen, in unser Glas: Vermouth Finish, Mezcal Finish, Belize Rum Cask Finish und zum Abschluss mit dem Curious auch noch den Peated Rye New Make.

Am nachhaltigsten hat mich dabei das Wermut Finish beeindruckt: Weihnachten im Glas. Würze, Zimt, Muskat, ein wenig Liebstöckel und klarer Wermut. Abgefahrener Kram!

Vom Curious habe ich eine Anbruchflasche mitbekommen, den Moscatel haben wir, wie erwähnt, gekauft. Beide Tropfen werde ich zeitnah ausführlich besprechen!

Messeausklang

Nach so vielen feinen Tropfen verschlug es uns dann doch auf die Fläche der Messe, wo wir bei O'Donnells noch ein paar Liköre verkosten ("Harte Nuss" und "Bratapfel" waren dabei meine Favoriten) und uns bei Das Cask über den Kauf eines eigenen 30 Literfasses informieren konnten. Einen Lotus Elise für 70.000€ wollte ich mir spontan irgendwie nicht kaufen, sodass es für uns zum Abschluss erneut zu Stauning ging. Wir verabschiedeten uns bei Kristian, nahmen die Flasche an uns und genossen noch einen sehr feinen Old Fashioned, bevor es per Busshuttle wieder zur U-Bahn ging.

 

Die Man's World an sich wird bestimmt nicht meine Lieblingsmesse werden, aber dieses Jahr war sie auf jeden Fall ein tolles Erlebnis. Das lag an der schönen, entspannten Atmosphäre und vor allem am genialen Stauning-Stand. Ich hoffe, dass auch im kommenden Jahr mindestens ein Whiskyaussteller dabei ist. Whisky ist doch auch wirklich männlich, oder?

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