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Vor Ort: Hausmesse bei Whiskykrüger

Das Wetter am 4. Oktober 2019 war mies. Selbst für norddeutsche Verhältnisse. Regen, grauer Himmel und frühe Dunkelheit. Es war so ungemütlich in Holzbunge, dass ich nicht mal draußen an ein Foto gedacht habe. Zu unserem Glück fanden wir aber Unterschlupf bei Whiskykrüger, wo auch dieses Jahr die Hausmesse stattgefunden hat und ich nehme Euch gerne mit, wenn ich diesen Tag Revue passieren lasse!

Whiskykrüger Hausmesse 2019

Man muss als Whiskyfan manchmal schon verrückt sein. Unsere Anreise ging von Hamburg nach Kiel um dort Flo und Marc abzuholen. Ach, unserer gemeinsamer Podcast ist jetzt übrigens bei Spotify verfügbar! Wo war ich? Ach ja, von Kiel ging es dann wieder auf die A7 gen Norden um in Holzbunge bei Whiskykrüger einzukehren. Der Rückweg gestaltete sich durch einen Unfall auf der Autobahn sogar als noch länger. So waren wir in etwa drei Stunden in Holzbunge und vier Stunden im Auto. Es stellt sich nun also die Frage, ob sich dieser Aufwand gelohnt hat. In kurz: Ja!

 

Aber natürlich will ich euch nicht nur die Kurzform mitgeben. Noch vor der Messe ging es in das Cafe bei Krüger, das auch abseits einer Messe geöffnet ist und von mir nur wärmstens empfohlen werden kann! Bei Tee, Kaffee, heißer Schokolade und mit Whiskykugel und Whisky-Schoki-Kuchen konnten wir uns nach der Fahrt entspannen und den Körper schon langsam an den Whiskykonsum gewöhnen, denn in der Kugel war ein ordentlicher Schuss enthalten! Außerdem saßen direkt am Nachbartisch die Maltfriends aus Österreich. Eine tolle Truppe, auf die ich mich jedes Jahr freue und auch dieses Jahr konnten wir, trotz viel Betriebs, ein wenig fachsimpeln und uns austauschen.

Für mich ging die Messe mit einem Glenburgie von Gordon & MacPhail aus dem Jahr 2004 los, der ausschließlich in Ex-Bourbonfässern gelagert wurde. Zum Messeeinstieg war dieser Whisky perfekt, lieferte er doch eher leichte fruchtig-florale Noten mit einer angenehmen Würze im Abgang.  Anschließend ging es dann zu den Maltfriends, wo mir ein Glenfiddich Malt Master's Edition empfohlen wurde. Dabei handelte es sich um das Batch 1/11, bei dem anscheinend besonders viele Sherryfässer verwendet wurden. Für mich war somit gleich der zweite Dram ein kleines Highlight, denn das ist Glenfiddich wie ich ihn liebe: Gar nicht so mild wie andere Abfüllungen, sondern voll, ölig und cremig. Eine ordentliche Wucht aus den Sherryfässern gibt Aromen von roten Früchten und überraschend viel Eiche im Abgang. So konnte mich die Brennerei erneut überzeugen. Weiter ging es am gleichen Stand mit der Macallan Director's Edition, die mir als eine "Verbindung von alter Qualität und dem aktuellen Design" angeboten wurde. Nun, ich kenne mich mit alten Macallan ja nicht so aus, die Preisklasse ist einfach nicht kompatibel mit meinem Einkommen, aber die Director's Edition ist wirklich kein schlechter Dram: Sehr viel Sherry, ein wenig muffiges, sherrygetränktes Eichenfass und viel, sehr viel Eichenwürze. 

Anschließend gab es für uns eine kurze Essenspause mit Currywurst, Backfisch und Sesamfritten. Und bevor jemand meckert: Ja, das ist nicht gut für die Analyse einzelner Aromen, aber eine Messe soll vor allem Spaß machen!

Zurück im warmen Messeraum ging es bei mir mit dem Highlight der Messe weiter - zumindest auf dem Papier. Tomatin 30 Jahre kam in mein Glas. Übrigens zu einem Drampreis von 7,50€ pro CL, wobei ich doch eher einen normalen Dram bekommen habe. Die Preise auf der Messe sind insgesamt mehr als fair!

Der Tomatin selbst ist natürlich ein wirklich feiner Dram: Das hohe Alter merkt man direkt, denn der 30er ist gesetzt, perfekt ausbalanciert und verbindet alle Aromen, die man im Whisky schätzt: leichte Süße, feine Früchte, Malz, dann Eiche und ein langer Abgang. Die Frage nach dem Preis lasse ich mal offen, wobei er mit circa 300€ doch eher ein "günstiger" 30 Jahre alter Single Malt ist.

Nach dem Tomatin ging es für mich langsam in die rauchigere Richtung, wobei ein Ardmore von House of McCallum den Anfang machte. Seine 12 Jahre Reifezeit verbrachte er in einem Ex-Bourbon Cask und ist somit ein wirklich klassischer Whisky. Im Geschmack findet man auch genau das, was man erwartet, wenn man die Brennerei etwas kennt: Rauch (erstaunlich viel), Eiche und viele Kräuter treffen auf die Süße des Fasses. Ein gelungener Single Malt, der mir mit 75€ allerdings etwas zu hoch bepreist erscheint. Einschließend kamen bei uns zwei weitere Ardmore ins Glas, dieses Mal von Spirit Stock, wobei einer rein Ex-Bourbon gelagert war, der andere ein Finish in PX-Sherry genießen durfte. Destilliert und abgefüllt wurde am gleichen Tag und so kamen beide auf ein Alter von 9 Jahren. Marc und mir gefiel das PX-Finish besser, Flo entschied sich für den etwas günstigeren reinen Ex-Bourbon. Mit Flaschenpreisen von 63€ bzw. 69€ sagten uns diese Ardmores mehr zu.

Ein unerwartetes Highlight kam dann ziemlich zum Ende der Messe: Glen Scotia 10 Jahre Peated. Mit den Campbeltown Festival Abfüllungen hat sich die Brennerei in den letzten Jahren in mein Herz katapultiert, einige der Single Casks konnten diesen Platz dann verteidigen. Der Peated konnte uns alle mit einem guten Preis-Leistung-Verhältnis überzeugen, denn für unter 40€ bekommt man hier einen tollen, rauchigen Whisky mit Altersangabe. Mit seiner Kraft kamen die würzigen, herben Kräuteraromen auch zum Ende der Messe hin noch gut auf meiner Zunge durch. Und wenn wir mal ehrlich sind, dann wird das nach so vielen Whiskys irgendwann auch schwerer. In Anbetracht des Preises ist der Peated auf jeden Fall mein Messegewinner! Der letzte Dram des Tages war bei mir der Longrow 18, wobei ich bei diesem Dram dann bemerkte, dass mein Limit erreicht war. Der Longrow war zwar noch immer gut, aber eine genaue Analyse der einzelnen Aromen war dann doch nicht mehr so wirklich drin.

 

Insgesamt war die Messe bei Whiskykrüger auch 2019 wieder eine großartige Veranstaltung. Das liegt natürlich vor allem an den Menschen, die auf so einer Messe sind: Meine Freundin (danke für's fahren!), Flo, Marc, Paul und die Jungs & Dame von den Maltfriends machen das Erlebnis erst zu dem, was es ist. Die Whiskys waren auch dieses Jahr mehr als fair bepreist, die Auswahl mehr als ausreichend und auch wieder viele Raritäten dabei. Ich probiere allerdings lieber Whiskys, die ich auch kaufen könnte, aber für Raritätenjäger ist Holzbunge bestimmt eh kein Geheimtipp mehr. Ich freue mich jedenfalls jetzt schon auf die Messe 2020!

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Kommentare: 2
  • #1

    whiskyjason (Dienstag, 08 Oktober 2019 23:34)

    fast wie selbst vor Ort

  • #2

    Malte (Mittwoch, 09 Oktober 2019 08:04)

    Danke, Jason!