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Whisky Review #136: Tobermory 10 Jahre

Auf der Isle of Mull schlummert ganz unbekümmert die Brennerei Tobermory vor sich hin. Zumindest habe ich häufig diesen Eindruck. Den Namen der Brennerei liest man selten auf Facebook, eher vielleicht noch die rauchige Variante "Ledaig". Heute bespreche ich also den 10er, der den Einstieg in die Welt von Tobermory darstellen soll.

(K)Ein geheimtipp?

Die Brennerei Tobermory scheint auch aktuell noch ein Geheimtipp zu sein. Der Ledaig - die rauchige Variante dieses Whiskys - findet ab und zu mal den Weg in Besprechungen oder die einschlägigen Whiskygruppen, doch von Tobermory lese ich erstaunlich wenig. Dabei hat diese 1798 gegründete Inselbrennerei einiges zu bieten! Mir gefällt vor allem der mineralische, fast schon kalkige Ton, der sich in Tobermorys häufig versteckt. Vielleicht liegt es auch einfach am Preis, denn während der 10er mit um die 35€ noch gut bezahlbar ist, kosten 15 oder 21 Jahre alte Originalabfüllungen deutlich über 100 oder sogar 200€. Da muss man sich schon sicher sein.

Ein sympathisches Detail möchte ich nicht unerwähnt lassen: Die Distell Group, zu der neben Tobermory auch Bunnahabhain und Deanston gehört (gut zu erkennen an der Abfüllstärke von 46,3%), ließ von 2017 bis 2019 die Brennerei renovieren. Das Visitor Center blieb aber durchgehend geöffnet und auch alle Abfüllungen waren ohne Preisaufschlag gut erhältlich. 

Tobermory 10 Jahre - Verkostungsnotizen

Über den Whisky: Der Tobermory 10 Jahre ist der Standard von der Isle of Mull. Er ist durchgehend verfügbar, mit um die 35€ aber teurer als andere "Einsteigermalts". Ich finde aber, dass er dieses Geld durchaus wert ist!

 

Aroma: Der Tobermory 10 kommt sehr angenehm fruchtig aus dem Glas. Eine schöne getreidige Malznote trägt die fruchtigen Aromen, die mich sehr an eine Bourbonfasslagerung erinnern. Ein zitruslastiger Obstkorb ist hier dabei: sanfte Limette, Apfel, Birne, ein wenig gezuckerte Papaya. Die Birne drängt sich dabei immer weiter in den Vordergrund.

 

Geschmack: Der Geschmack beginnt zurückhaltend. Die Fruchtigkeit ist zunächst nicht zu spüren, dafür habe ich eine Note, die ich nur bei Tobermory finde: Kalkig-mineralisch. Fast wirkt er wie ein sehr kalkhaltiges Wasser, auch vom Mundgefühl her - als ehemaliger Kieler kenne ich mich da aus! Dann kommt langsam die Frucht dazu. Der Tobermory 10 ist dabei aber kein übersüßer Malt. Die Fruchtnoten sind schön eingebunden in den mineralischen Grundton. Ich habe wieder viel Birne, einen leicht mehligen Apfel, Aprikosen und etwas Vanille. 

 

Abgang: Im Abgang wird es etwas stürmischer. Der Tobermory dreht auf und gibt mir rosa Pfeffer, Ingwer und ein wenig Eichenfass. Dann verbleibt der Nachklang doch relativ lang mit Kakao-Eichenaromen.

 

Abschließende Gedanken: Tobermory ist wirklich eine feine Destille, so viel steht fest. Die Abfüllungen sind meist etwas teurer als vergleichbare Malts, der 10er ist aber auch in der Region um 35€ zu haben. Ich bin mir nicht sicher, ob er jedem schmecken wird, denn dieser leichte Anklang von Kalksteinhöhle ist wohl nicht für jeden. Mir gefällt er aber wirklich gut, denn der Tobermory 10 hat einen eigenen Charakter und ist wirklich ausdrucksstark - obwohl er "nur" der Einsteiger in das Erlebnis Tobermory ist.

 

Malt Moment: Kein Wasserentkalker dabei? Kein Problem, braucht eh kein Mensch!

 

Zusammenfassung:

Kategorie: Single Malt Whisky

Destille: Tobermory

Region:  Islands

Preis: 0-50€ (~35€)

46,3%

Kältefiltration: Nein

mit Farbstoff: Nein

Gelagert in: Keine Angabe

 

Mehr Informationen:

Tobermory auf Malte talks Malts

Tobermory

Whiskybase

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