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Whisky Review #135: Laphroaig 16 Jahre

Die letzten Wochen geisterte mal wieder ein kleiner Hype-Whisky durch die Online-Community: Laphroaig 16 Jahre exklusiv für Amazon. Während sich nun die einen über einen bezahlbaren 16 jährigen aus dieser Islay Brennerei gefreut haben, haben die anderen sich darüber aufgeregt, dass man beim "großen A" nichts kaufen sollte. Schon gar keinen Whisky.

Den exklusiven Bowmore habe ich mir vor einiger Zeit auch nicht geholt, aber beim Laphi siegte dann doch die Neugier. Heute bespreche ich also einen Whisky aus einer Brennerei, mit der bei mir die Whiskyleidenschaft begonnen hat, die ich seitdem aber kaum mehr verkostet habe!

Aller anfang ist rauchig

Meine erste Flasche Whisky, die ich bewusst gekauft habe, war ein Laphroaig 10 Jahre. Wenn ich das erzähle, dann sagen die meisten "und du bist beim Whisky geblieben?". Häufig herrscht ja die Meinung vor, dass es zum Einstieg in die Whiskywelt ein sanfter, eher leichter Whisky sein sollte. Glenmorangie 10 Jahre, Glenfiddich 12 Jahre oder vielleicht ein Aberlour. Ich bin mir gar nicht so sicher, ob ich mit den genannten Whiskys dabei geblieben wäre, ob mich das Getränk so gepackt hat, wie es der Laphi 10 vermochte. Was mich direkt faszinierte - und ich hatte keine Ahnung, worauf ich mich einlasse - war diese brachiale Note, die beim ersten Öffnen aus der Flasche strömte. Desinfektionsmittel trifft brennende Hütte, oder so. Ich war auf jeden Fall begeistert und wollte mehr über dieses Getränk wissen.

Mit der Zeit entwickelte sich mein Geschmack aber deutlich weg von Laphroaig und Islay insgesamt. Falls Ihr den Blog verfolgt, dann merkt Ihr das ja auch. Bourbonfass, Sherryreifung, Speyside, Highlands - dort bin ich mittlerweile eher zu Hause. Häufig ist mir bei den "Rauchbomben" der Rauch einfach zu dominant. Ich mag komplexere, vielleicht auch harmonischere Whiskys einfach lieber. Ein bisschen Rauch kann dabei durchaus hilfreich sein, versteht mich nicht falsch, aber es muss eben noch etwas anderes zu schmecken sein.

Und damit wären wir beim heutigen Tastingkandidaten: Laphroaig 16 Jahre. Mit 90€ ist diese Flasche vergleichsweise ein Schnapper, denn der alte 16er kam in der halben Flasche (0,35l) und eine schnelle Googlesuche sortiert ihn in einem ähnlichen Preisniveau ein. Ob man dafür jetzt einen Deal mit dem Teufel eingeht will ich nicht weiter besprechen. Lassen wir lieber den Whisky für sich sprechen!

Laphroaig 16 Jahre - Verkostungsnotizen

Über den Whisky: Dieser 16 Jahre alte Laphroaig wurde mit 48% abgefüllt. Es handelt sich um eine exklusive Abfüllung für Amazon, ja ich weiß. Im Vergleich zu anderen Laphis mit Altersangabe ist diese Abfüllung mit 90€ allerdings einigermaßen günstig. Wenn man einen 90€-Whisky so charakterisieren will.

 

Aroma: Der Antritt ist kräftig, voll und richtig würzig. Ich finde zu allererst den Rauch - welch Überraschung. Teerig, leicht medizinisch. Verbranntes Holz, vor allem kleinere, kohlende Zweige finde ich auch noch. Im Hintergrund sind noch Kräuter. Oregano und Rosmarin, vielleicht ein bisschen Lorbeer. Insgesamt also eine kräftige, fast schon heftige Nase.

 

Geschmack: Der Antritt ist überraschend mild, fast ungläubig schau ich auf das Glas. Vanille, Süße, fast schon in Richtung Karamell. Doch dann geht es richtig los: Der Rauch kommt kräftig und trocken durch. Erneut finde ich glimmende Zweige, Teer und diese leichte Jod- / Medizinnote. Etwas Asche klingt an.

 

Abgang: Nach dem ersten Schluck schmeckt dieser Laphi für mich wie ein Aschenbecher. Entschuldigt, aber so wirkt das auf mich: Kalter Zigarettenrauch. Erst nach dem zweiten Schluck zeigt sich hier etwas mehr. Torfiger Rauch, ein ausgebranntes Lagerfeuer. Insgesamt selbstverständlich lang nachklingend.

 

Abschließende Gedanken: Ich hatte lange keinen Laphroaig im Glas. Sehr lange. Zu lange? Ich weiß es nicht. Ehrlich gesagt ist diese heftige Rauchigkeit nicht meins. Für mich ist dieser Whisky stärker als ein Octomore. Die Rauchigkeit ist einfach heftig, vielleicht ist es sogar der kräftigste Rauch unter den schottischen Malts. Zurück zum 16er: Neben dem Rauch hat er einen überraschend milden Antritt, und auch überraschend viel Süße. 

 

Malt Moment: Die Whiskysammlung brennt und man kann nur eine Flasche retten? Nun, immerhin passt diese hier zum Aroma in der Luft.

 

Zusammenfassung:

Kategorie: Single Malt Whisky

Destille: Laphroaig

Region:  Islay

Preis: 51-100€ (89,90€)

48%

Kältefiltration: Nein

mit Farbstoff: Nein

Gelagert in: First Fill Bourbon Barrels

 

Mehr Informationen:

Laphroaig auf Malte talks Malts 

Laphroaig

 

Whiskybase

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