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Whisky Review #120: Scotch Universe "Castor II"

Heute gilt es eine Wissenslücke zu schließen! Scotch Universe ist ein unabhängiger Abfüller, der schon seit ewigen Zeiten auf meiner Liste von "musst du probieren" steht. Nur, es gibt so viel Whisky und so wenig Zeit und Gelegenheiten diesen zu probieren! Aber jetzt endlich habe ich es geschafft und mir einen Scotch Universe mit dem strahlenden (ha.ha.ha.) Namen "Castor II" zugelegt. Dabei handelt es sich um einen Whisky aus einer Highland Brennerei, welche 1966 gegründet wurde. Welche ist das wohl?

Spontankäufe

Ich habe vor zwei, drei Jahren mal eine Fortbildung gemacht, bei der es um Arbeiten im Team ging. Juhu, ich weiß. Fast alles davon ist mir zugegebenermaßen wieder entfallen, aber eine Sache ist halb hängen geblieben. Es gibt unterschiedliche Menschen! Großartige Erkenntnis, aber sei es drum. Ich bin der Typ Mensch, der deutlich strukturiert durchs Leben geht. An meiner Wand im Büro kleben Post-its mit den nötigen Schritten für meine Dissertation, ich strukturiere Sachen gerne in Tabellen und ich kaufe äußerst wenig spontan ein. Einkaufszettel, abhaken, ab nach Hause.

Beim Whisky verhält es sich häufig, aber eben nicht immer, genau so! Hier habe ich auch den Vorteil, dass viele Flaschen auch andere interessieren und ich so einen Spontankauf gut mit anderen teilen kann. Die Gefahr auf 700ml blödem Whisky sitzenzubleiben ist dadurch relativ gering.

Die heutige Flasche ist einer dieser seltenen Spontankäufe. Schon im März war ich bei Spirituosen Wolf in der Schanze. Ein wirklich schöner Laden, der zum stöbern einlädt. Eigentlich wollte ich etwas ganz einfaches haben: Eine Flasche Monkey Shoulder (Besprechung kommt bald). Kostenpunkt: ca. 25€. Auch wenn es sich beim Äffchen um einen relativ einfachen Blended Malt handelt, ich habe ihn nirgendwo finden können, also musste ich mich doch mal aus meinem dörflichen Umfeld in die Großstadt wagen. 

Wolf hatte natürlich ein Äffchen für mich, aber eben auch so viele andere schöne Sachen. Der An OA war gerade im Angebot. "Ich könnte auch mal wieder was rauchiges gebrauchen!", geht mir durch den Kopf. Aber wirklich rumschleichen, anfassen, durchlesen, dass musste ich bei den Scotch Universe Flaschen. Vor allem der Castor II sprang mir ins Auge. Wie auch nicht bei dieser Farbe? Und so kam eben eins zum anderen: spannender Abfüller, spannende Farbe, spannende Fasslagerung, spannende Brennerei (ja, ich musste eine Suchmaschine befragen), da musste er einfach mit. So bin ich also ausgezogen um einen 25€ Blend zu kaufen und musste dann eben doch 100€ löhnen. Frechheit, diese fehlende Impulskontrolle! Schauen wir also mal, ob ich mir wenigstens was gutes ausgesucht habe!

Scotch Universe Castor II (Croftengea) - Verkostungsnotizen

Über den Whisky: Der ganze Name dieses Whisky von Scotch Universe ist Castor II 139° HP.7.1' 1966.1. Wir haben es hier also mit einer Kodierung ähnlich der Scotch Malt Whisky Society zu tun. 

Die erste Zahl (139) steht für die Lagerdauer in Monaten, das HP steht für "heavily peated", die 7 für das Fass (Ruby Port), die 1 für First oder Second Fill, 1966 ist eine Referenz auf die Brennerei (Gründungsjahr von Loch Lomond) und die letzte 1 steht für die Region (Highlands). Es handelt sich also um einen 11 Jahre alten, schwer getorften, im First Fill Ruby Port Fass gelagerten Loch Lomond. Loch Lomond nennt seinen stark rauchigen Whisky allerdings Croftengea. Abgefüllt wurde ungefärbt, nicht kühl gefiltert und mit Fassstärke von 58,7%!

 

Aroma: Die ersten Aromen bringen mir wirklich Spaß! Ich habe vergorene Erdbeere, Rauch, weitere rote Früchte, einen Hauch Vanille. Dann kommt ein richtiger Schwall Rotwein: Tannine, Eiche und dunkle Trauben, dazu auch etwas Alkohol. Was soll ich sagen, dieser Whisky riecht intensiv und irgendwie "dreckig", falls man das verstehen kann. Ich bin mir jetzt schon sicher, dass das nicht so einfach mit uns beiden wird...

 

Geschmack: Ja, wie gedacht, oder besser befürchtet. Dieser Loch Lomond gibt richtig Gas! Dreckig, modrig, staubig, leicht muffig. Eine brutale Süße, die schon fast in Richtung Erdbeermarmelade geht will sich dem kräftigen Rauch nicht geschlagen geben. Dazu kommt ein schönes Mundgefühl, ein Anflug von Vanille, dann zum Abgang hin ordentlich Eiche.

 

Abgang: Lang, rauchig, speckig. Dazu jede Menge Eiche, Kraft und Trockenheit. Die Süße verschwindet zugunsten von bitteren Aromen.

 

Abschließende Gedanken: Dieser Whisky ist wild, fordernd und ehrlich gesagt auch nahe am Ende der Flasche irgendwie seltsam. Ich weiß bis jetzt nicht, ob ich ihn hassen oder lieben soll, so sperrig ist dieses Monster. Da ist die Süße, der Rauch ist auch da, aber irgendwie fehlt mir hier die Harmonie. Wer aber wirklich stürmische Whiskys mit echten Ecken und Kanten sucht, der könnte hier fündig werden. 

 

Malt Moment: "Castor schottern" ist out, oder?

 

Kategorie: Scotch Single Malt Whisky

Destille: Loch Lomond / Croftengea

Region:  Highlands

Preis: 51-100€ (~65€)

58,7%

Kältefiltration: nein

mit Farbstoff: nein

Gelagert in: 1st Fill Ruby Port Wine Barrique

 

Mehr Informationen:

Loch Lomond auf Malte talks Malts 

Whiskybase

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