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Whisky Review #112: SPEY Tenné Cask Strength

Endlich, endlich endlich! Ich komme dazu den SPEY Tenné in der fassstarken Variante zu probieren. Zwar trägt auch dieser Whisky, wie sein Trinkstärken-Bruder, keine Altersangabe, aber dafür hat er eben ordentlich Wumms in der Alkoholstärke. Außerdem ist da noch diese Farbe! Selten habe ich einen so dunkelroten, fast rubinroten Whisky gesehen. Klasse, da steigt meine Vorfreude gleich noch mehr!

Speyside Distellry - unbekannt-verkannt?

Einige von euch mögen sich noch, vielleicht mit Grausen (?), an den letzten Sommer erinnern. Nicht an das unglaublich warme Wetter, sondern daran, dass ich nach meinem Besuch bei der Speyside Distillery ganz schön vernarrt war in diese süße, kleine Destille. Für alle, die es verpasst haben, empfehle ich hier mal meinen Besucherbericht zur Brennerei, dort gibt es auch alle Fakten und die Geschichte der Destille. Ich will an dieser Stelle dann auch nicht wieder auf die Kleinigkeiten eingehen, die die Brennerei und ihre Marke SPEY für mich so sympathisch machen. Aber seid gewarnt, ich bin schon ein Fan. 

Die Marke SPEY ist mit der lateinischen Serie Fumare (rauchig), Trutina (Ex-Bourbon) und Tenné (Portfass Finish), sowie einem 18 Jahre alten Whisky und ein paar NAS Abfüllungen, welche vor allem für den asiatischen Markt bestimmt sind, eigentlich gut aufgestellt. Dennoch ist die Brennerei bei vielen eher unbekannt. Das mag zum einen am denkbar schlechten Namen liegen, denn bei Internetsuchmaschinen findet man eher die Region als die Destille. Andere sind vielleicht von den NAS Whiskys abgeschreckt, frei nach dem Motto "die Brennerei kenne ich nicht, und dann auch noch ohne Altersangabe? Das kann ja nichts sein!" Nun, mir soll es recht sein, so bleibt mehr für mich.

Im Herbst 2018 kam die Ankündigung, dass es die "Lateiner" bald auch in Fassstärke geben solle. Ich war hin und weg! Leider kamen die Flaschen eher schleppend nach Deutschland und ich konnte erst Anfang 2019 die komplette Serie ergattern. Ihr könnt euch also auch auf eine Besprechung der anderen Varianten freuen! Seitdem standen die Flaschen hier und ich kam einfach nicht zur Verkostung. Daher war ich umso erfreuter, als sich jetzt endlich die Gelegenheit geboten hat. Also, auf zu Portweinfass in Fassstärke. Ich verrate schon mal so viel: Das war ziemlich funky! 

 

Zum Vergleich verlinke ich euch auch das Video zum Tenné in Trinkstärke. Falls Ihr Lust habt, klickt doch rein!

SPEY Tenné Cask Strength - Verkostungsnotizen

Über den Whisky: Der Tenné ist ein NAS Whisky, was sich eher aus einem "Multi-Vintage"-Konzept erklärt. Die aktuellen Besitzer wollten nicht nur auf das übernommene Fasslager zurückgreifen, sondern auch eigenes Destillat in den Whiskys verwenden. Daher sind auch einige junge Fässer im Mix, und da die Altersangabe immer das jüngste Fass angeben muss, wurde hier auf die Altersangabe verzichtet. "Tenné" bedeutet übrigens "Tawny" und musste gewählt werden, da der eigentlich gewünschte Begriff geschützt ist. Es handelt sich hier also um eine Nachreifung in dunklen Tawny Port Fässern. Man sieht es!


SPEY Tenne Cask Strength

Aroma: Das Aroma ist ziemlich abgefahren. Eine Mischung aus Whisky und roten Emeukal Kirsch-Hustenbonbons. Der Port ist definitiv direkt da, mit einer dreckigen süßen Note. Der Alkohol ist deutlich wahrnehmbar und kühlt die Nase. Insgesamt habe ich dazu viele dunkle Beeren, vor allem Brombeere. Außerdem habe ich Bratensoße, ja, klingt komisch. Wacholder, etwas Nelke und Braten. Tja, so kann es manchmal gehen. Leichter Speyside Charakter? Fehlanzeige!

 

Geschmack: Der Whisky füllt den Mund direkt voll aus und ist sehr kräftig. Nicht alkoholisch oder scharf, sondern wirklich konzentriert. Wie Whisky-Extrakt. Ich habe wieder Fleisch, Umami, Süße, ein wildes Durcheinander an Brombeeren, schwarzer Johannisbeere. Brown Sauce, das ist es. Denn da ist auch ein wenig Essig dabei. Dazu Eiche und Würze. Diese Fülle, was ist denn hier los?

 

Abgang: Der Abgang gibt kurz einen kleinen alkoholischen Stich von sich. Dann wieder diese dunkle Fülle. Ich bekomme kaum auseinander was da unterwegs ist. Kaffee, schwarzer Tee, Eiche und dunkler Port.

 

Abschließende Gedanken: Ok, das ist vielleicht der seltsamste, dreckigste, abgefahrenste Whisky, den ich je getrunken habe. Bratensoße, Brown Sauce, Kirsche und Brombeere. Alles zusammen, und kaum als Whisky identifizierbar. Diesen Whisky werden nicht alle lieben, viele hassen und andere dafür nicht mehr vergessen. Ich zähle mich zu der letzten Kategorie. Eine Bewertung? Irgendwo zwischen 1 und 7!

 

Kategorie: Scotch Single Malt Whisky

Destille: Speyside Distillery

Region:  Speyside

Preis: 0-50 (49,90€!)

59,5%

Kältefiltration: nein

mit Farbstoff: nein

Gelagert in: Ex-Bourbon, Tawny Port Finish

 

Mehr Informationen:

Whiskybase

Speyside Distillery

Speyside Distillery auf A Dr(e)am of Sea  

 

Abschließende Bewertung: 7/7 (einfach außergewöhnlich!)

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