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Whisky Review #80: SMWS "Black magic in the black forest"

SMWS 68.15 Black magic in the black forest Etikett

Es ist mal wieder Zeit einen Scotch Malt Whisky Society Whisky zu bestellen. Wie ich zu diesem Exemplar gekommen bin? Ein wenig Heimatverbundenheit und ein guter Name. Ob dabei auch ein guter Whisky rausgekommen ist erfahrt Ihr in meiner heutigen Besprechung!

Welchen Whisky soll ich nur kaufen?

Ich habe überlegt, diesen Artikel unter dem Motto "Whiskykaufberatung" zu schreiben, aber irgendwie finde ich das nicht zielführend. Immerhin hängt der Kauf von Whisky von so vielem ab: Zeit, Lust, Geld, Geschmack und Verfügbarkeit. Um mal nur ein paar Variablen zu nennen!

Ich will daher einfach mal darüber schreiben, wie ich meinen Whisky aussuche.

Zum einen habe ich viel mit Whisky zu tun, zu viel mögen einige meiner Freunde wohl regelmäßig denken. Ich trinke nicht nur gerne Whisky, sondern ich schreibe auch gerne darüber (welch eine Überraschung!), ich lese gerne darüber und ich bin insgesamt gerne einfach gut informiert. So laufen mir viele Whiskys "einfach so" über den Weg. Die finde ich dann spannend und möchte sie gerne probieren, aktuell zum Beispiel: Die neue GlenAllachie Range. Kann denn nicht endlich Juni sein? Hier kommt eine tolle Brennerei mit einem Meister seines Faches zusammen. Wenn die Abfüllungen draußen sind, dann werde ich auf jeden Fall zuschlagen. Anderes Beispiel? Ailsa Bay. Rauchiger Lowlander aus einer riesigen Brennerei, die keiner kennt?! Da bin ich dabei!

Andere Flaschen stehen einfach schon lange auf meiner Jagdliste. Wenn mir z.B. ein 12 Jahre alter Glendings gut gefallen hat, dann neige ich dazu mir das zu merken und irgendwann auch mal den 18er Glendings probieren zu wollen. Das geht bestimmt vielen so, aber bei Whisky habe ich ein ziemliches Elefantengedächtnis!

Zu guter letzt auch das Vorgehen von vielen: Stöbern. Vor Ort haben wir einen guten Fachhändler, am Wochenende lockt natürlich das Internet. So stoße ich immer wieder auf spannende Sachen, z.B. neue Signatorys oder Gordon & MacPhail Abfüllungen. Wie bin ich nun zu dieser Abfüllung gekommen?

Nun, Sieg des Marketings. Man muss es ja mal so ehrlich benennen. Die Scotch Malt Whisky Society hat letzten Monat ein Tasting zum Thema Islay vs. Speyside gemacht. Dort hat mir ein Bunnahabhain extrem gut geschmeckt, Näheres dazu gibt es im Video. Aber wenn man bei der SMWS bestellt muss man 10 Pfund Versandgebühren bezahlen, für eine 75€ Flasche war mir das etwas viel. Also musste noch die eine oder andere Flasche mit in den Einkaufswagen, um den Versand zu optimieren und "Geld zu sparen". Man kann sich selbst ja so schön etwas vormachen! Den "Black magic in the black forest" habe ich aufgrund von drei Faktoren gekauft:

1. Für mich passende Kategorie ("Deep, rich & dried fruit"), toller Name und guter Preis (50 Pfund). Ach, die Fasslagerung war auch noch ganz spannend. Da durfte er zu mir reisen. 

Betonen muss ich aber dabei, dass es sich hier um einen absoluten Blindkauf gehandelt hat. Ob ich damit gut gefahren bin, erfahrt Ihr in den Tastingnotes!

"Black magic in the black forest" - Verkostungsnotizen

SMWS 68.15 Black magic in the black forest Flasche

Über den Whisky: Zunächst die übliche Aufklärung: Der Code "68.15" steht bei der SMWS für die 68 Brennerei, von der die SMWS etwas abgefüllt hat. In diesem Falle also Blair Athol. Die 15 steht für das 15. Fass aus der Brennerei, welches bei der Society erschienen ist. Dieser Blair Athol wurde 2009 destilliert und nach 8 Jahren abgefüllt. Spannend ist die Lagerung: Er wurde in einem "Re-charred Hogshead" gelagert. Also in einem Fass, welches erneut ausgebrannt wurde. Hogshead lässt ansonsten auf ein Standard Bourbonfass schließen. Wie da die dunklen Noten enstehen sollen? Vielleicht durch Zauberei!

 

Aroma: Wow, wirklich überraschend! Eine verschlungene Mischung aus fruchtig-süß, aber dennoch kräftig und würzig. Blind hätte ich sofort auf ein älteres Refill-Sherryfass getippt. Leicht minzige und vanillige Noten, die dann doch richtig Bourbonfass gehen. Kräftige, tendenziell erdige Holznoten. Dazu etwas Schwarzwälder Kirschtorte mit Anklängen von eingelegten Kirschen und Schokolade. Die Kirsche nimmt immer weiter zu, während die Minze- und Alkoholnoten weniger werden.

Spannend, anders und komplex.

 

Geschmack: Als erstes fällt das absolut volle Mundgefühl auf. Als zweites, dass der Alkohol erstaunlich zurückhaltend ist. Wir sprechen hier immerhin von 59,1%, also eher am oberen Ende der Alkoholskala! Cremig, und ja, etwas an Sahne erinnernd. Kirsche und dunkle Frucht. Leichte Anflüge von Kirschwasser. Dazu eine Vanillenote, welche bestimmt vom ausgekohlten Holz kommt. Dann weiter trockener (der Whisky ist insgesamt eher trocken-fruchtig) mit einem Anflug von Holz. Durch das Starke auskohlen vermeine ich einen Hauch von Rauch wahrzunehmen. Nur einen kleinen Anflug, es könnte auch Einbildung sein...

 

Abgang: Ja, ganz kurz ist der Alkohol im Vortritt; geschenkt! Dann zartbittere Kuchendekoschokoladenblätter (tolle Wortkombination, oder?) und wieder Kirschwasser. Dazu eine deutlich holzige Eichennote, welche direkt an den Geruch in einem Warehouse erinnert. Diese Mischung aus Alkohol, Whisky und altem Holz.

 

Mit Wasser: Mit Wasser wird der Whisky natürlich etwas gefälliger. Die Cremigkeit geht nur leicht verloren, das Volumen bleibt fast vollständig erhalten. Die Fruchtigkeit wird tatsächlich etwas süßer und der Abgang leichter, es mischt sich aber auch eine leichte Säure hinzu. Aber irgendwie geht auch ein wenig vom Charakter verloren. Diesen Whisky kann man je nach Lust und Laune pur oder leicht verdünnt trinken. Aktuell würde ich pur bevorzugen.

 

Abschließende Gedanken: Ich denke, dass ich wohl verzaubert wurde. Dieser Blair Athol trifft absolut meinen Geschmack. Eine geniale Mischung aus Frucht, Schokolade und leichtem (zum Abgang hin auch kräftigerem) Holz. Ich hätte auf jeden Fall auf ein Sherryfass getippt, aber "Re-Charred Hogshead" schließt das ja nicht ganz aus. Für knapp über 50€ bekommt man hier einen herrlich komplexen Whisky, der seinem Alter weit voraus ist. Nach einigen Abfüllungen der SMWS, die mich nicht vom Hocker gehauen, aber auch nicht wirklich enttäuscht, haben, mal wieder eine wirkliche Entdeckung. Bei Preis & Leistung bisher einer für die Kategorie "Whisky des Jahres"!

 

Kategorie: Scotch Single Malt

Destille: Blair Athol

Region: Highlands

Preis: 51-100€ (50 Pfund / ~57€)

59,1%

Kältefiltration: Nein

mit Farbstoff: Nein

Lagerung: Re-charred Hogshead

  

Mehr Informationen:

Whiskybase

The Scotch Malt Whisky Society

Blair Athol auf A Dr(e)am of Sea 

 

Abschließende Bewertung: 7/7

Aromenübersicht 68.15 Blair Athol "Black magic in the black forest" The Scotch Malt Whisky Society

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