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Whisky Review #39: GlenDronach - Hand filled 2005 / 2017 (Cask #1444)

GlenDronach Destillery
Der Blick auf die Brennerei

Zu Besuch bei ...: The GlenDronach

 

Die letzte Woche war es still auf A Dr(e)am of Sea. Der Grund: Ich habe acht Tage in der Speyside verbracht! Solltet ihr euch gefragt haben, wo ich stecke: Klickt "Gefällt mir" auf meiner Facebook Seite und ihr seid zukünftig besser informiert!  Ihr könnt euch also in den kommenden Wochen auf viele interessante Tastingnotes freuen, auch wenn einige Whiskys in Deutschland schwer / nicht zu bekommen sein werden. Wie immer möchte ich euch nicht nur die Verkostungsnotizen um die Ohren hauen, sondern etwas mehr dazu schreiben. Heute machen wir also einen kleinen Ausflug zu GlenDronach (ganz genau: THE GlenDronach), wo ich mit meiner Freundin und 2 Freunden die "The Connoisseurs' Experience" gebucht hatte. Ob sich die 35 Pfund für die Tour lohnen? Lest einfach weiter!

The Connoisseurs' Experience

GlenDronach Brennerei - Still House
Das Brennhaus - Leider im schicken 60er Stil.

GlenDronach ist eine Highland-Brennerei, auch wenn sie eigentlich auch in die Speyside gezählt werden könnte. Besonders viel "High"-lands findet man nämlich auch in ihrem Umfeld nicht. Aber gut, charakterlich passt "Highland" wohl doch besser. Für alle, die GlenDronach nicht kennen, kurz das Wichtigste vorneweg: Gegründet wurde GlenDronach von James Allardice im Jahr 1826, sie ist damit eine der älteren Brennereien. Besonders bekannt ist sie für ihre Sherryfass-Abfüllungen, welche in den letzten Jahren viel (zu viel?) Aufmerksamkeit erfahren haben. Die Brennerei liegt bei Forgue, einem kleinen Dorf, nicht weit von Huntly. Wobei Huntly selbst nun keine Weltstadt ist. Kurz gesagt: man hat dort seine Ruhe. Die Brennerei selbst liegt in einem kleinen Tal am Dronac, welcher heutzutage aber (wie bei eigentlich allen Brennereien) nur noch für Kühlwassser verwendet wird. 

 

Die Connoisseurs' Experience kostet 35 Pfund, also ungefähr 40 Euro (Umrechnungsfaktor am 29.7.), ist somit also nicht ganz billig. Was bekommt man also dafür? Laut Beschreibung eine umfangreiche Tour und ein entsprechend hochpreisiges Tasting.

Wir waren etwas zu früh auf dem Gelände, hatten also Zeit uns noch etwas umzuschauen. Die Brennerei selbst ist schön gelegen, beschaulich könnte man sagen. Die Lagerhäuser liegen auf beiden Seiten einer kleinen Straße, die Brennerei und einige Lagerhäuser links, mehr Lagerhäuser rechts davon. Architektonisch hat GlenDronach wenige Besonderheiten zu bieten, die Lagerhäuser sehen aus wie bei fast allen Brennereien, das Brennhaus wurde in den 60ern neu errichtet und sieht (leider) entsprechend aus. Charme hat die Brennerei aber trotzdem.

Unser Tourguide Karen hat uns im Eingangs-/Shopbereich abgeholt und direkt mit nach draußen genommen. Direkt am Dronac wurde uns die Geschichte der Brennerei nahe gebracht und auch schon die wichtigsten Arbeitsschritte vorgestellt. Danach ging es direkt zur Mahlmaschine (eine der ältesten in Schottland, schon an die 100 Jahre in Betrieb!), die Mashtun und Washbacks kamen als nächstes. Spannend ist, dass GlenDronach mittlerweile einige Washbacks aus schottischer Lärche verwendet und auf Neuanschaffungen aus amerikanischer Kiefer (oregon pine) verzichtet. Bisher funktioniert das auch einwandfrei. Anschließend ging es in das Herz der Brennerei, das Stillhouse. GlenDronach verwendet je 2 Washstills und 2 Spritstills. Die Washstills für den ersten Brennvorgang (auf ca. 20% Alkohol) fassen je etwa 9000 Liter. Die Spiritstills sind kleiner. Leider war es nicht möglich Fotos zu machen. Angeblich aus Brandschutz Gründen. Naja...

Der letzte Stop der Tour war das Lagerhaus. Hier standen wir eine Weile zwischen den Fässern, erfuhren etwas über die Lagerung, den Angels Share, was man so vermuten würden. Karen war aber auch sehr ehrlich über andere Vorgänge bei GlenDronach. So hat sie uns auf Nachfrage über den Verkauf an Brown Foreman und die damit verbundenen Gefühle erzählt (kurz gesagt: glücklich war sie nicht darüber), über den Fortgang von Billy Walker, der wohl als "Adviser" nach wie vor dabei ist und das Training einer neuen Brennmeisterin. 

Insgesamt war der "Tour"-Teil der Tour recht ausführlich, allerdings auch etwas schnell bei den einzelnen Schritten. Vielleicht lag es aber auch daran, dass Karen gemerkt hat, dass wir uns grundlegend auskannten...

 

Sehr gut gefallen hat mir, dass auch kritische Fragen beantwortet wurden. Der Kauf durch einen großen Konzern, der Weggang des wichtigsten Akteurs, und auch etwas fragliche Abfüllungen wie der 8 Jahre alte The Hielan' konnten ausgiebig diskutiert werden.

Danach folgte das Tasting. Insgesamt gab es 6 Whiskys, in dieser Reihenfolge:

 

  1. 12 Jahre "The Original" 
  2. 18 Jahre "Allardice"
  3. 21 Jahre "Parliament"
  4. 19 Jahre - 1995 / 2015 @ 54,5% (PX Puncheon)
  5. 21 Jahre - 1994 / 2015 @ 54,2% (PX Puncheon) Distillery Exclusive
  6. Hand Filled 2005 / 2017 @57,3% (wird hier besprochen)

 

Schön finde ich, dass das Tasting sowohl Raritäten, wie auch die Standardabfüllungen beinhaltet. So werden sowohl Einsteiger, wie auch Experten bedient. Klar, 12, 18 und 21 kennen bestimmt Viele, aber gerade der direkte Vergleich zu den "Premium"-Abfüllungen hat mir sehr gefallen!

Über den 18 Jahre alten habe ich schon geschrieben, ihr könnt gerne hier reinklicken! 12 und 21 stehen bei mir im Schrank, irgendwann werden also auch die an die Reihe kommen. Auch die einzelnen Abfüllungen werden den Weg auf den Blog finden, aber alles zu seiner Zeit.

Generell kann ich aber sagen: Die Standards verblassen schon etwas gegen die fassstarken Gegner, vor allem der Parliament tut sich erstaunlich schwer. Für mich war außerdem der 19 Jahre alte Single Cask besser als der 2 Jahre ältere "Bruder", mit 21 Jahren Sherryfass scheint mir die brennereiexklusive Variante etwas zu sehr vom Fass dominiert und damit auch etwas zu trocken/holzig.

 

Auf den Hand Filled gehe ich gleich ein, aber vorher eine kurze Zusammenfassung.

Die knapp 40€ ist die Tour auf jeden Fall wert. Wir hatten die Tour für uns 4 alleine, konnten ausgiebig fragen, erhielten ehrliche Antworten und einen schönen Einblick in die Arbeit und die Geschichten rund um die Brennerei. Bei der Tastingauswahl lässt man sich auch nicht lumpen, alle Tropfen sind spannend und auf ihre Art und Weise unterschiedlich. Immerhin sind drei relativ exklusive Abfüllungen dabei (eigentlich alle, denn die letzten verfügbaren Flaschen des 1995 haben wir mitgenommen!), sodass der Preis wirklich gerechtfertigt ist. Nun zur eigentlichen Besprechung!

Über den Whisky: Diesen Whisky zu besprechen ist natürlich aus verschiedenen Gründen nicht besonders hilfreich für viele. Es gibt ihn nur direkt an der Brennerei zu kaufen, man füllt ihn selbst ab und das Fass arbeitet weiter und kann kleinere Veränderungen vollziehen, sprich: Die breite Masse kann gar nicht an diesen Whisky kommen. Dennoch ist es doch nur passend den "Hand filled" der Brennerei zusammen mit der Tour zu besprechen!

 

Die genauen Rahmendaten also schon an dieser Stelle:

Es handelt sich um einen Sherry Puncheon, Cask #1444 (Flaschen #114, juhu!), 57,3% Alkohol. Gebrannt am 29.11.2005, ich habe meine Flasche am 21.07.2017 abgefüllt, er ist damit also 11 Jahre alt. Natürlich nicht gefärbt, nicht kühl gefiltert.

 

Nase: Voll, kräftig. Der Alkohol ist gut eingebunden, kommt bei fast 60% aber natürlich gut durch. Ordentliche Sherryfracht mit Rosine, Pflaume, angebranntes Toffee und leichter Würze.

Die Nase verspricht einen mächtigen Sherryfass-Whisky.

 

Geschmack: Etwas prickelnd und ordentlich kräftig. Volle Süße, fast schon sirupartig und träge im Glas. Mit Wasser wird der Dram zimtig und samtig / weicher. Fruchtmarmelade mit Himbeere.

 

Finish: Auch hier natürlich ordentliche Kraft, aber erstaunlich wenig Holzeinfluss. Ist halt noch ein jüngerer Whisky. Eine gewisse Würze ist aber da, neben der Süße. Vielleicht etwas in Richtung Ahornsirup? Insgesamt langanhaltend, bitterer werdend. Kakao, Bitterschokolade und etwas Orangenschale.

 

Abschließende Gedanken: Diesen Whisky objektiv zu bewerten ist natürlich ziemlicher Quatsch. Hier spielt einfach zu viel "Drum-Herum" mit in meine Bewertung ein. Ich versuche es aber trotzdem! Für einen 11 jährigen Whisky ist dieses Fass extrem aussagekräftig. Natürlich spielt das Sherryfass die Hauptrolle, aber es handelt sich auch einfach um ein gutes Fass. Keine "Fehlnoten", kein Schwefel, nicht zu viel Sherry. Die Abfüllung hält, was sie verspricht. Ich konnte durch meine Tour vorher probieren, und es war keine Frage, ob dieser Whisky gekauft / abgefüllt werden soll. Einfach ein guter GlenDronach. Der Preis liegt bei 84 Pfund. Das ist relativ viel, im Vergleich zu anderen Hand Filled aber absolut im Rahmen.

 

Kategorie: Single Malt Scotch Whisky

Destille: The GlenDronach (Highlands)

Preis: 51-100€ (~90€) / Distillery Exclusive

57,3%

Kältefiltration: Nein

mit Farbstoff: Nein

Destilliert: 29.11.2005 / Abgefüllt: 21.07.2017

Mehr Informationen:

The GlenDronach

Whiskybase

 

Abschließende Bewertung: 7/7

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