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Whisky Review #38: Glen Els - Special Release 2017 Triple Port 4-8 Jahre

Ein kleines Vorwort: Die heutige Besprechung wird nicht nur von mir (Malte) alleine durchgeführt. Vielmehr habe ich heute Hilfe eingeladen. Jochen Strauch ist eine dieser tollen Personen, die man wahrscheinlich nur über Whisky kennen lernt. Wir haben uns persönlich noch nie getroffen, aber schreiben seit einiger Zeit miteinander, teilen Whisky und diskutieren ab und zu darüber. Er hat mir immer ehrliches Feedback gegeben, wofür ich sehr dankbar bin. Seit einiger Zeit schreibt auch er Verkostungsnotizen und stellt diese auf seiner Homepage whisky-siegen.de zur Verfügung. Klickt unbedingt mal rein!. Ich bin jedes Mal von seinen detaillierten Beschreibungen begeistert und habe ihn daher gefragt, ob er nicht einmal "für meinen Blog" schreiben will. Da ich heute Geburtstag habe, sehe ich es als Geschenk an seinen Beitrag heute online zu stellen! Ich übergebe damit sozusagen das Wort an Jochen, werde aber meine Eindrücke anschließend auch noch mitteilen!

My Dr(e)am of Sea

 

 

Beginnen möchte ich mit einem Dankeschön an Malte, der mich eingeladen hat, einen Beitrag in seinem Blog zu verfassen. Es ehrt mich, dass ich hier einen Whisky besprechen darf. Die Seite strotzt nur so vor Informationen und ich bin mir sicher, dass der Blog zukünftig eine noch viel größere öffentliche Anerkennung finden wird. 

Kurz zu meiner Person. Ich bin 48 Jahre alt und im schönen Siegerland heimisch. Auch ich bespreche Whiskys (allerdings im kleinen Kreis), finishe und experimentiere in kleinen Holzfässern und interessiere mich auch für die Frage - ob und welcher Whisky als Investment taugen könnte. Geschmacklich bin ich nicht auf eine Richtung eingeschossen. Ein Glendronach 18 begeistert mich genau wie ein Port Charlotte 10 oder ein Booker´s Bourbon.

 

Aber nun zum heutigen Probanden:

 

Glen Els - Special Release 2017 - Triple Port, 4-8 Jahre

 

 

Einleitend muss ich sagen, dass ich wenig Erfahrung mit deutschen Whiskys habe. Die Vielzahl derer, die ich gekostet habe, hatte einen heftigen Obstler-Charakter, der mit Whisky wenig gemein hat. Positiv in Erinnerung geblieben, ist mir der Finch in Fassstärke. Von Glen Els habe ich noch nichts probiert.

Dieser Harzer ist nicht rauchig, nicht gefärbt, nicht kühlgefiltert und mit 49,3 %vol. abgefüllt. Er ist in 3 verschiedenen Portwein-Fässern gereift und zwar zwischen 4- und 8 Jahren. Das klingt erst einmal ganz nett. Schauen wir mal, was er kann.

 

Farbe: Bernstein mit Rotstich

 

Aroma: Meine erste Assoziation, ist „Tomatin 14“. Ein in Portwein-Fässern nachgereifter Malt. Überreife Beeren (Himbeere, Brombeere) sind anfangs bestimmend. Er ist sehr intensiv. Es folgt Vanille, aber eher hintergründig. Allerdings habe ich auch eine Komponente in der Nase, die mir nicht zusagt. Ein säuerlicher Touch. Alkohol und Eiche nehme ich gar nicht wahr. Eine gewisse Malzigkeit stellt sich zudem ein. Verglichen mit dem Tomatin, fehlt mir die Frische.

 

Geschmack: Die fast 50% schieben. Ein wenig prickelnd und mit verhaltener Schärfe nehmen die Aromen den Mundraum ein. Die Konsistenz ist weich und angenehm. Die Fruchtaromen verströmen eine schwere Süße, die den Chrakter des Portweins in den Vordergrund stellt, aber auch den Brennerei-Charakter völlig überlagert und für einen Whisky schon grenzwertig erscheint. Die Beerenfrüchte sind auch im Geschmack präsent. Allerdings auch eine deutliche Schwefelnote, die mir gar nicht behagt. Zum Schluss ist eine deutliche Kakao-Note spürbar. Der Alkohol ist fein eingebunden. Am Gaumen verleibt Bitterkeit. Schwer zu definieren. Es ist nicht die trockene, bittere Eichenfracht - sondern eher eine kräutrige Komponente

 

Abgang: Der Abgang ist mittellang, wärmend und mit einer zartbitteren Schokoladennote.

Fazit: Dieser Glen Els hat gute Ansätze. Allerdings auch einige Fehlaromen. Dadurch wirkt er für mich „unrund“. Mir fehlt definitiv die Frische und ich würde meinen, dass 2 Jahre Bourbon-Fass-Reifung vor dem Umfüllen, diesem Whisky gut getan hätten.

 

Auch der Preis von rund 70 EUR passt für mich nicht.  Insofern gebe ich ihm:

80 von 100 Punkten.

 

Beste Grüße

Jochen Strauch

 

Über den Whisky: Jochen hat ja oben schon alles Wichtige gesagt. Hinzufügen kann man vielleicht noch, dass die drei Portfassarten Ruby und Tawny Port (230l), sowie Firkin (50l) Fässer umfassen. Es handelt sich also teilweise um eine Reifung in extrem kleinen Fässern, die so eine schnelle Reifung gewährleisten sollen. Die Lagerungsdauer-Angabe von 4 bis 8 Jahren ist auch außergewöhnlich, normalerweise wird ja nur das jüngste Fass angegeben.

 

Nase: Intensiv und voll. Der Alkohol sorgt für eine ordentliche Aromenfracht, ist dabei allerdings nicht aufdringlich. Man könnte fast sagen, dass man kaum Alkohol riecht. Die Portfässer schlagen dafür richtig durch: Beerig und süß. Ich habe auch direkt eine Assoziation in Richtung Brombeere, Himbeere kommt dann später mit ein wenig Vanille hinzu. Im Hintergrund ist der Triple Port aber auch etwas muffig. Erdiger Keller kommt mir in den Sinn, diesen Geruch kenne ich sonst von Glenrothes. Blind hätte ich daher wohl schon auf Scotch getippt.

 

Geschmack: Auch hier sehr mild. Der Alkohol kommt fast gar nicht durch. Ölig und voll liegt der Whisky im Mundraum. Süßer Port geht direkt auf die Zunge. Beeren, rote Früchte mit etwas Vanille dazu. Nach einiger Zeit (15 Sekunden und mehr) kommt ein ganz leichtes Prickeln, der Alkohol zeigt sich ein ganz kleines Stück. Aber nicht unangenehm. Allerdings vermisse ich das "Mehr". Ein ziemlich süßer Single Malt, die Portfässer bügeln fast alles weg. Zum Abgang hin kommt eine leichte Säure.

 

Finish: Hier tritt die Süße endlich etwas in den Hintergrund. Dafür kommt eine holzig-bittere Note durch. Erstaunlich für dieses Alter! Allerdings finde ich, dass es sich nicht um eine ausgeglichene Note handelt, vielmehr kommt die "Holzhammer"-Reifung durch, irgendwie wirkt dieser Teil unausgewogen und erzwungen. Noch dazu bleibt die Säure weiterhin im Mundraum und stellt sogar das Ende des Finish dar, gefällt mir nicht so gut...! 

 

Abschließende Gedanken: Ich muss mich meinem Vorredner in Teilen anschließen. Dieser Glen Els ist nicht schlecht, aber auch nicht die Krone der Whiskyschöpfung. Gut gefällt mir das Weiche und Runde an diesem Glen Els. Den Alkohol empfinde ich nicht als störend, das junge Alter merkt man ihm auch nicht wirklich an. Allerdings ist mir die Portreifung schon fast zu dominant. Diese ist absolut zentral bei dieser Abfüllung. Wahrscheinlich ist das auch so gewollt und es wird auch genau damit geworben, man muss sich also eigentlich nicht darüber beschweren. Meinen persönlichen Geschmack trifft der Whisky nicht zu 100%. Das ergibt insgesamt 5 von 7 Punkten auf meiner Skala, vielleicht also etwas höher als 80/100. Aber wer will das schon miteinander vergleichen?

 

Kategorie: Single Malt Whisky

Destille: Glen Els (Harz / Deutschland)

Preis: 51-100€ (~69,50€)

49,3%

Kältefiltration: Nein

mit Farbstoff: Nein

 

Mehr Informationen:

Glen Els

Whiskybase

 

Abschließende Bewertung: 5/7

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