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Whisky Review #25: Tomatin - The Five Virtues Series - Fire & Wood - "Wirklich virtuos?"

Nach meiner kurzen Urlaubspause letzte Woche geht es heute wieder weiter mit neuen Verkostungsnotizen. Ich hatte ja im Vorfeld schon angekündigt zwei Whiskys zu verkosten, quasi als ausgleich für den fehlenden Eintrag vom letzten Sonntag. Es sind allerdings nicht die Whiskys geworden, die ich mir vorgenommen hatte.

Eigentlich sollten heute zwei andere Tomatin den Weg auf meinen Blog finden. Ich wollte ein wenig über Exotenfässer schreiben, dass eine Reifung nicht unbedingt in Bourbon- oder Sherryfässern erfolgen muss... Aber dann kamen diese beiden Vertreter aus der gleichen Destille an. Also, warum nicht einen relativ aktuell erschienenen Whisky verkosten?

Tomatin ist so eine Brennerei, die bei vielen wohl bekannt, aber wenig verköstigt ist. Auch mir ging es bis vor einigen Wochen so. Irgendwie versprüht Tomatin nicht den Charme anderer Brennereien, vielleicht weil sie so groß ist, vielleicht, weil die Abfüllungen bis vor kurzem nicht so hübsch anzusehen waren? (Ich habe hier darüber geschrieben) Wer weiß! Aber wie ich jetzt feststellen musste, sind diese Vorurteile eben genau das - Vorurteile. In letzter Zeit habe ich mich durch einige Tomatin getrunken und muss sagen, richtig enttäuscht wurde ich in keinem Fall. Vielmehr zeigt die Brennerei was in ihr steckt. Alle neu abgefüllten Whiskys haben 46%, viele tragen ein Alter, bei einigen stehen sogar die genauen Brenn- und Umfülltage auf der Verpackung (z.B. 2002 Cabernet Sauvignon). Und was soll ich sagen? Das gefällt mir sehr gut!

Jetzt spreche ich hier von den Vorzügen von Altersangaben und verkoste dennoch zwei Whiskys mit tollem Namen, Sammelcharakter und doch ohne Altersangabe. Habe ich zu viel getrunken? Vielleicht habe ich das, aber im Falle der "Five Virtues Series" steht zwar kein Alter auf der Flasche, vielmehr kommt hier der super-mega-wichtige Name um die Ecke, ABER laut Destillery Manager Graham Eunson sind alle Fässer mindestens 10 Jahre alt (Hier habe ich diese Info her). Warum dann kein Alter auf der Flasche steht? Fragt es mich nicht! Aber ich will dem guten Graham mal glauben.

Was hat es denn nun mit den super-mega-wichtigen Namen auf sich?

Ja, zum einen handelt es sich um eine Sammel-NAS-Geschichte, ok. Die Limitierung der Flaschen beläuft sich auf 6000 Stück, die Auflage ist also nicht riesig, aber auch nicht so klein, dass man jetzt panisch werden müsste. Der Preis ist mit 55-60€ doch einigermaßen fair, wenn man an die Altersangabe glaubt.

Tomatin möchte mit den insgesamt fünf Abfüllungen, welche im Laufe des Jahres erscheinen werden, zum einen den Einfluss unterschiedlicher Reifungen demonstrieren. Daher weißt jede Abfüllung ihre Besonderheit auf:

Fire: Der "Fire" reifte in ausgekratzten und danach frisch ausgekohlten Eichenfässern. Das Element Feuer soll so direkt aufgegriffen werden.

 

  • Wood: Der "Wood" durfte in einer Mischung aus drei Eichenfässern lagern: Amerikanische, französische und ungarische Eiche kamen zum Einsatz.
  • Metal: Der "Metal" reift in First Fill Bourbon Fässern. Die Verbindung "Metal" soll sich auf die Kupferbrennblasen beziehen.
  • Earth: Wie kann es anders sein, der "Earth" ist ein getorfter Whisky, welcher in Refill Hogsheads reifte.
  • Water: Die Reifung erfolgt in Bourbon Barrels und Sherry Butts. Der "Water" bezieht sich auf die, von Tomatin verwendete, Quelle "Alt-na-Frith".

Metal, Earth und Water erscheinen später im Jahr 2017.

 

Ich will gar nicht bestreiten, dass es sich bei dieser Serie um geschicktes Marketing handelt. Die Verpackungen wurden von einer Künstlerin kreiert und sehen wirklich gut aus. Die Verbindung zu einzelnen Produktionsschritten oder Rohstoffen wirkt etwas weit hergeholt, aber dennoch wollte ich die ersten beiden Ausführungen probieren, und werde - Achtung Spoiler! - auch die letzten drei verkosten. So viel sei schon über  die Qualität verraten!

Tomatin - Five Virtues Series - Wood

 

Über den Whisky: Alles wichtige steht ja bereits oben, daher nur noch einmal die Eckpunkte: Gelagert in drei verschiedenen Eichenfässern, abgefüllt mit 46% und angeblich älter als 10 Jahre. Soweit so gut!

Nase: Anfangs strömt eine leichte Süße aus dem G

las. Vanillig, mild, etwas zurückhaltend. Dann kommt ein Anklang von Kräutern (man denke an Kräuterbonbons) und eine würzige Eichenholz-Note. Alles nicht zu dominant und kräftig, eher auf der leichten Seite. Passt ja aber auch zum Werbespruch von Tomatin.

 

Geschmack: Der Anfang ist auch leicht. Etwas frisch, süß, vanillig. Füllt den Mund schön aus, ist dabei aber nicht wirklich schwer. Dann schiebt die Eiche ordentlich an. Eine leicht prickelnde Wahrnehmung kommt bei mir auf. Dann leichte Säure. Holz und wieder süß. Erinnert mich an einen Waldhonig. Wirklich nicht schlecht für einen jungen Malt.

 

Finish: Das Finish ist für mich interessant, da es Eichenaromen bietet ohne wirklich "holzig" zu sein. Klingt komisch, ja. Was ich damit meine ist, der Whisky ist trotz Holzaroma nicht auf der holzig-bitter-trockenen Seite. Blind verkostet könnte es auch ein Mackmyra mit seinen schwedischen Eicheneinflüssen sein.

 

Abschließende Gedanken: Durchaus ein spannender Whisky. Klar, er ist nicht übermäßig komplex. Aber er macht seine Sache gut. Eine schöne, eher milde, Balance von Süße und Holzeinflüssen gibt das "Element" "Wood" ganz gut wieder. Preislich ok.

 

Kategorie: Single Malt Scotch Whisky

Destille: Tomatin (Highlands)

Preis: 51-100€ (~55€)

46%

Kältefiltration: Nein

mit Farbstoff: Nein

 

Mehr Informationen:

Tomatin

Whiskybase

 

Abschließende Bewertung: 5/7

Tomatin - Five Virtues Series - Fire

 

Über den Whisky: Die Rahmendaten des Fire sind natürlich mehr oder weniger identisch. Die Fasslagerung unterscheidet sich aber, hier wurden frisch ausgekohlte Fässer verwendet, oder wie Tomatin es nennt: "de-char / re-char oak casks". Habe ich so auch noch nie gehört!

 

Nase: Kommen wir jetzt also zum feurigen Vertreter! In der Nase: überhaupt nicht feurig. Aber wirklich großartig! Mit einem Wort: Sahnebonbon. Karamell, Vanille, unglaublich süß und einnehmend. Wirklich, riecht wie eine (offene) Tüte Karamellbonbons! Allerdings auch nicht nach viel mehr ...

 

Geschmack: Der Start erinnert an den "Wood". Eine süße, vanillige Note macht den Anfang. Leider wirkt der "Fire" hier etwas dünn, obwohl auch er mit 46% abgefüllt ist. Whisky kann schon seltsam sein. Dann findet aber glücklicherweise eine Entwicklung statt, der "Fire" wird voller und cremiger. Er wird bitter, würzig und zeigt deutliche Eichenaromen.

 

Finish: Zunächst ist der Übergang von Geschmack im Mund und Abgang etwas zu stark. Der "Fire" kommt etwas ungehobelt und scharf daher. Nach der kurzen Attacke verbleibt eine Bonbon-Süße und Eiche. Ganz zum Schluss kommt vielleicht etwas Banane durch.

 

Abschließende Gedanken: Der "Wood" hat mir besser gefallen. Der "Fire" kommt mir anfangs etwas dünn vor, und zeigt zum Abschluss etwas zu stark sein relativ junges Alter. Man kann sagen, dass er nicht so glatt ist und eine Entwicklung hat, ja. Aber irgendwie ist das Gesamtbild nicht stimmig. Die stark ausgekohlten Fässer kommen wahrscheinlich vor allem in der Nase hervor, die ist nämlich wirklich toll!

 

Kategorie: Single Malt Scotch Whisky

Destille: Tomatin (Highlands)

Preis: 51-100€ (~55€)

46%

Kältefiltration: Nein

mit Farbstoff: Nein

 

Mehr Informationen:

Tomatin

Whiskybase

 

Abschließende Bewertung: 4/7

 

Insgesamt bilden "Wood" und "Fire" einen spannenden Start in die "Fünf Tugenden" von Tomatin. Sie unterscheiden sich durchaus, haben aber auch einen gemeinsamen Grundcharakter. Mir gefällt der "Wood" besser, er müsste nur die Aromen in der Nase vom "Fire" ausleihen, dann wäre er für mich wirklich grandios. Insgesamt bekommt man gut gereifte Whiskys, die eine schöne Entwicklung hinlegen. Einen kleinen Aufschlag für die Limitierung und "Serie" muss man allerdings schon einrechnen. Die beiden Kollegen hier hätte man auch für knapp unter 50€ verkaufen können!

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