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Whisky Review #17: Bruichladdich - Second Editions (Bruichladdich, Port Charlotte, Octomore) "Samply the Best!"

Hat der Trottel sich etwa im Titel verschrieben? Nein, lieber Leser!

Das Thema heute sollen Whisky Samples sein, was liegt also näher als ein schlechtes Simply - Samply Wortspiel? Richtig, nichts!

Wobei das Wort "Thema" hier eigentlich eine Untertreibung ist. Vielmehr ist es eine Art Liebeserklärung, eine Form der Wertschätzung und ein "Danke sehr!" an alle Verrückten da draußen, die sich diese Arbeit aufbürden ohne Geld daran zu verdienen. Einfach aus Lust und Spaß an diesem Hobby.

Zum Einstieg:

Für die Unwissenden unter uns, was sind Samples eigentlich?

Unter Samples versteht man kleine Probefläschchen, welche meist 5cl oder 10cl eines Whiskys enthalten. Viele Brennereien bieten kleine Versionen ihrer Standards an, damit man als Kunde probieren kann ohne direkt eine komplette Flasche kaufen zu müssen. Natürlich sind diese Flaschen auf den Liter gerechnet relativ teuer, aber dabei immer noch billiger als ein richtiger Fehlkauf. 

Häufig findet man diese kleine Proben beim lokalen Dealer, aber auch die meisten Internethändler haben sie im Angebot.

Nochmals spannender sind diese Samples allerdings, wenn man sie "von privat" erstehen kann. Viele Whisky-Enthusiasten geben gerne Teile ihrer Flaschen ab und teilen diese in Foren oder z.B. Facebook Gruppen. Der Vorteil hier: Ihr bezahlt eigentlich immer nur den genauen Anteil eines Whiskys aus einer großen Flasche und ein wenig Verpackung (z.B. die kleine Flasche) und Versand. So seid ihr eigentlich immer deutlich günstiger dabei als bei einer offiziellen 5cl Flasche. Einen netten Kontakt gibt es - meiner Erfahrung nach - immer kostenlos dazu!

Das Kaufen von kleinen Proben bringt euch diverse Vorteile:

Ihr könnt mehr Whisky probieren! Natürlich nicht quantitativ, was die Menge an Flüssigkeit angeht, aber quantitativ was die verschiedenen Abfüllungen angeht. Ich habe zum Beispiel für die hier verkosteten Bruichladdies keine 30€ bezahlt. Wenn man diese Ausgaben in Bezug zu den Flaschenpreisen setzt, dann ist die Ersparnis doch enorm (ca. 90%), probieren kann ich so aber definitiv und bei Gefallen auch eine große Flaschen nachkaufen. Hätte ich die 30€ in eine 0,7 Liter Flasche investiert wäre nicht viel bei rumgekommen außer einem 10 oder 12 Jahre altem Standard. 

Ihr erweitert euren Horizont! Ist ja logisch, mehr verschiedener Whisky führt zu mehr Erfahrung. Wieso solltet ihr für 100€ eine Flasche Talisker 10, Glenfiddich 12 und Glenlivet 15 Jahre kaufen, wenn man für 100€ in Samples fast alle bekannten Standards probieren kann? 5cl sind immerhin 2 gute Drams,  allemal genug um einen halbwegs fundierten Eindruck zu gewinnen. Und wenn der 12er Glenfiddich dann doch zu langweilig ist, sitzt man nicht mit nem halben Liter rum, sondern kann zum nächsten Sample wechseln.

Netter Kontakt! Dieser Punkt ist ein ganz subjektiv-persönlicher. Ich habe beim "bestellen" von Samples bisher nur positive Erfahrungen gemacht. Jeder, der diese unglaubliche Mühe auf sich nimmt (und teilweise ja auch ein finanzielles Risiko), muss zwangsläufig whiskybegeistert sein. Meist trifft man sich dort auf einer netten, freundlichen Ebene und bekommt einen netten Kontakt hin. Ich finde das schön, dass es noch "Ecken" gibt, in denen es persönlich und mit Vertrauen zugeht. Ich überweise mein Geld gerne vor der Lieferung, sodass der Flaschenteilende sich über die Bezahlung sicher sein kann und bisher kamen die Samples im Gegenzug auch fix an. Über Ebay würde ich das nicht machen, selbst bei großen Onlinehändlern versuche ich Vorkasse zu vermeiden. Diese Art von Vertrauen ist doch großartig und lässt sich gar nicht genug wertschätzen!

Also worauf wartet ihr noch? Sucht euch ein Whiskyforum, eine Whiskygruppe oder startet privat einen Whiskyclub (auch so minimiert ihr den finanziellen Verlust für den jeden) und fangt an zu probieren. Es gibt so viele tolle Whiskys zu entdecken!

Bruichladdich. Für manche eine fast schon ein mythischer, Erfurcht verbreitender Name. Gar nicht, weil sie besonders alt-ehrwürdig ist, sondern eher weil hier viel experimentiert wird und häufig spannende Abfüllungen dabei herauskommen. Man ist halt ein "Progressiv hebridean distiller", wie die Werbung vollmundig ankündigt. Viel zum aktuellen Status beigetragen hat auch die aktuelle Entwicklung bei Bruichladdich.

Gegründet wurde die Destille bereits 1881, direkt am Loch Indaal gelegen trug sie auch diesen Namen. 1929 - 1937 wurde nicht produziert, 1974 gab es ein paar zusätzliche Brennblasen. Aber wirklich spannend wird die Geschichte erst ab 1994 bzw. 2000. Im Jahr 1994 wurde Bruichladdich erneut stillgelegt und dann 6 Jahre später für 7,5 Millionen Pfund von Mark Reynier, Simon Coughlin und Gordon Wright gekauft. Als Masterdistiller konnte der vormals für Bowmore tätige Jim McEwan gewonnen werden und der unglaubliche Aufstieg von Bruichladdich konnte beginnen. Im Jahr 2012 verkauften die Eigentümer die Brennerei für immerhin 58 Millionen Pfund an Remy-Cointreau - das Investment hat sich wohl gelohnt. Einen Großen Anteil am Erfolg von Bruichladdich hatte bestimmt der als Fassflüsterer bekannte Jim McEwan und so bringt Bruichladdich auch heute noch verschiedene klein und mini Serien heraus, welche verschiedene Fassreifungen und Lagerbedingungen erforschen sollen. 

Eine dieser Serien ist die hier zu verkostende "2nd Edition" der 10 Jährigen Abfüllungen von Bruichladdich. Diese Edition bietet als Ausnahme wieder Altersangaben für alle 3 Produktlinien der Brennerei, denn leider gibt es momentan nur wenige Whiskys mit Altersangabe vom Loch Indaal (wahrscheinlich schlägt sich hier momentan die Schließung von 1994 - 2000 nieder), sodass viele Abfüllungen andere Alleinstellungsmerkmale aufweisen (z.B."Scottish Barley"). Erschienen ist die "2nd Edition" Ende 2016.

Bruichladdich 10 Jahre 2nd Edition

 

Kategorie: Single Malt Scotch Whisky

Destille: Bruichladdich (Islay)

Preis: 51-100€ (50-60€, limitiert!)

50%

Kältefiltration: Nein

mit Farbstoff: Nein

 

Über den Whisky: Den Anfang macht der 10 jährige Bruichladdich. Unter dem Brennerei-Namen werden ausschließlich nicht-rauchige Whiskys vertrieben. Die Lagerung erfolgt vor allem in Ex-Bourbon Fässern (Sherry und französische Weinfässer sind auch dabei).

 

Nase: Leicht fruchtig, wieder die typische Laddie Bananen-Note. Ausgewogen, wenig Alkohol trotz der 50%. Vanillige Süße und etwas, aber nur ganz leichte, Säure. Vielleicht etwas Apfel? Später mehr Süße, Karamell und etwas Toffee. 

 

Geschmack: Sofort mundfüllend und cremig weich, wirklich großartig alleine vom Mundgefühl her. Geschmacklich etwas zurückhaltend, wundert mich bei den 50% schon fast! Die Süße aus der Nase kommt geschmacklich zunächst: Vanille, etwas Banane und ein paar weitere Fruchtaromen, am ehesten vielleicht Pfirsiche. Allerdings nicht im Vordergrund. Außerdem säuerlich, grüner Apfel. 

 

Finish: Im Abgang für mich etwas zu sauer. Dazu holzig mit Noten von Eiche, insgesamt auch leicht bitter.

 

Abschließende Gedanken: Ich habe mich auf diesen Whisky sehr gefreut, wirklich seeeehr! Jetzt macht sich ein ganz wenig Enttäuschung breit. Definitiv kein schlechter Whisky, die Entwicklung von Zurückhaltung-Süße-Säure-Bitterkeit ist nicht schlecht. Aber wirklich umwerfend finde ich diesen Laddie nun auch nicht... Mal sehen, wie es weitergeht!

 

Bewertung: 5/7

Port Charlotte 10 Jahre 2nd Edition

 

Kategorie: Single Malt Scotch Whisky

Destille: Bruichladdich (Islay)

Preis: 51-100€ (60-70€, limitiert!)

50%

Kältefiltration: Nein

mit Farbstoff: Nein

 

Über den Whisky: Port Charlotte ist der Name für stark rauchige (~40ppm Rauch) Whiskys aus dem Hause Bruichladdich, wie auch die nicht rauchigen Vertreter wird die Lagerung vor allem in Ex-Bourbon Fässern vollzogen (Sherry und französische Weinfässer sind auch dabei). Mehr über Port Charlotte findet ihr auch in meinem Review #7.

 

Nase: Spannend! Zunächst etwas Rauch, weniger als ich erwartet habe. Auch Torf ist dabei. Dann Bruichladdich: Banane... Aber was ist da noch? Würzig, irgendwie. Ein wenig asiatisch, oder Cajun Rub? Wirklich schwer festzumachen, aber interessant. Der Alkohol ist auch hier schön eingebunden, aber dennoch etwas kühlend in der Nase. ... macht insgesamt Lust auf mehr!

 

Geschmack: Zunächst auch hier überraschend zurückhalten. Süß und fruchtig: Auf jeden Fall Banane und Vanille, lecker! Kommen da etwa Kirschen durch? Dann wird der Whisky etwas würzige r- auch noch kein Rauch! - mit Kräutern (leichter Anklang von Hustenbonbon) und erst fast im Abgang kommt der Rauch dazu. Eine wirklich nette Entwicklung am Gaumen. Das Mundgefühl ist auch hier voll und cremig, allerdings etwas schwächer als bei dem nicht rauchigen 10 Jährigen.  

 

Finish: Extrem stark, rauchig, kräftig, definitiv auch ordentlich "kräuterig" verbleibt dieser Port Charlotte lange an der Zunge und am Gaumen.

 

Abschließende Gedanken: Ein schöner Port Charlotte, wirklich eine Empfehlung, wenn man auf rauchigen Whisky steht. Die Nase ist für mich erstaunlich schwer zu entschlüsseln und der Geschmack ist eine wahre Achterbahnfahrt von süßlich-Kräuter-rauchig. Schade, dass der Preis bestimmt anziehen wird...

 

Bewertung: 6/7

Octomore 10 Jahre 2nd Edition

 

Kategorie: Single Malt Scotch Whisky

Destille: Bruichladdich (Islay)

Preis: 101-200€ (~180€, limitiert!)

50%

Kältefiltration: Nein

mit Farbstoff: Nein

 

Über den Whisky: Octomore ist schließlich die Krone der rauchigen Whiskys. Hier werden ppm-Werte ("Parts per Million", Anteil der Rauchmoleküle auf der gemälzten Gerste) jenseits der 150 locker geknackt. Damit sind Octomores durchweg die "rauchigsten" Whiskys der Welt und besitzen allein deswegen schon eine große Anhängerschaft. Rauch ist halt "in". Die 2nd Edition weißt die Besonderheit auf, dass auch dieser Whisky 10 Jahre alt ist. Meist füllt Bruichladdich den Octomore mit 5 Jahren Alter ab!

 

Nase: Schwer, fast schon muffig. Meine erste Assoziation: Chips mit Paprikageschmack! Eine süßliche, geräucherte Schwere. Ich wiederhole mich zwar, aber: auch hier wirklich interessant. Ich gebe ihm mal lieber ein paar Minuten mehr im Glas. Er wird dann etwas milder, bleibt aber extrem würzig. Die Paprika (Pulver) rieche ich noch immer. Etwas süßlich gaaanz weit hinten. Ober mir gefällt? Da bin ich mir noch nicht so sicher!

 

Geschmack: Getreidig, dann süßlich. Banane finde ich dieses Mal kaum, eher Vanille, Zucker, Karamell. Aber es ist keine "süße Fruchtbombe", alles sehr zurückgezogen. Ein spannendes Wechselspiel aus mildem Mundgefühl (auch hier recht voll und cremig) und einem säuerlichem Geschmack. Der Rauch fängt nach 10-20 Sekunden an sich in den Vordergrund zu schieben, der Whisky liegt nun schwer im Mund. Ölig, ein wenig an Maschinenraum erinnert breitet er sich weiter aus. Bitterkeit? Ja, leicht vorhanden.

 

Finish: Jetzt kommt der Nachbrenner. Bombastisch starker Rauch, auch eine leichte Schärfe. "Druckvoll" möchte ich mal sagen. Ewig verbleibt der Octomore am Gaumen und will sich gar nicht mehr lösen. Puh, das hatte ich so gar nicht mehr erwartet. Bitterkeit und Eiche verbinden sich mit dem Rauch und ergeben einen ganz eigenen Geschmack.

 

Abschließende Gedanken: Ich bin nicht der riesen-mega-super Octomore-Fan. Ich weiß, es gibt sie da draußen und viele finden diese Abfüllungen genial. Ich finde sie meist spannend, da es nicht nur um Rauch geht. Viel mehr überraschen mit meistens die süßen Noten. Wie sieht es mit diesem aus? Nun ja, mein Fall ist es nicht so ganz. Das reine Mundgefühl ist auch hier toll, Bruichladdich bekommt das einfach gut hin. Aber geschmacklich bin ich nicht zu 100% überzeugt, mir fehlt hier die tolle, umwerfende Süße anderer Octomore-Abfüllungen. Vielleicht ist mir auch einfach der Rauch zu schwer. Bedienen wir das Klischee: Jeder der rauchige Whiskys mag sollte ihn probieren, andere sollten eher überlegen. Halt was für Genre-Fans!

 

Bewertung: 5/7 

 

(Das Geld würde ich für einen anderen Whisky ausgeben, also eher 4/7. Allerdings sehe ich hier eine absolut persönliche Prägung. Daher versuche ich etwas weniger subjektiv zu sein!)

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